Volltext: Liechtenstein 1978-1988

1988 Im memoriam Otto Seger Im März 1987 stand Prof. Otto Seger eigentlich ein letztes Mal in grösserem Rahmen im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Damals wurde ihm, dem vielseitigen Schulmann und Chroni- sten der Residenz, die Grosse Verdienstmedaille der Gemeinde Vaduz verliehen. Am 20. Februar hatte er zuvor seinen 80. Geburststag feiern können . . . In Schottwien am Semmering (Nö), wo er geboren wurde, war sein Vater Förster im Dienste des Fürsten von Liechten- stein . . . 1926 legte Otto Seger die Reifeprüfung ab. Diese Zeit war geprägt durch Vorliebe für den Sport und Begeisterung für die Jugendbewegung im «Wandervogel» . . . An der Universität Wien inskribierte Otto für das Lehramt die Fächer Deutsch und Turnen, belegte auch Vorlesungen in Geschichte und Latein. 1930 erhielt er eine Stelle als Lehrer und Erzieher in der Bundeserziehungsanstalt Trais- kirchen, wo er bis Dezember 1938 blieb. Gleich anschlies- send wurde er zum Direktor des Gymnmasiums Bregenz ernannt. . . 1950 wurde Otto Seger hauptamtlich als Lehrer der Real- schule Vaduz angestellt. Vielfältig sind die Arbeiten die er zusätzlich übernommen oder aus eigener Initiative begonnen hat. Noch als Gewerbesekretär erkannte er das Manko des Fehlens einer Berufsberatungsstelle, gründete eine solche 1949 und füllte diese Stelle nebenamtlich aus. Gleichzeitig organisierte er Jahr für Jahr Kurse in Fremdsprachen, kaufm. Fächern, etc. . . . Ein zweiter grosser Gedanke war mutig: Die Gründung des Abendtechnikums 1961. Der Bedarf war klar: Von91 Inge- nieuren HTL waren in unserer Industrie nur neun Liechten- steiner beschäftigt. Es gelang Otto Seger das Interesse in Kreisen der Wirtschaft und bei der Regierung zu wecken, und schon 1961 wurde die berufsbegleitende Schule in der Fachrichtung Maschinenbau eröffnet. Zwei Jahre später wurde die Abteilung für Hoch- und Tiefbau angegliedert. Bis 1984 blieb er Leiter dieser Schule. 1968 organisierte er die Teilnahme unserer jungen Berufs- leute für die Internationalen Berufswettbewerbe, mit dem Ergebnis überraschender Erfolge, war offizieller Delegierter unseres Landes und eine Periode auch Präsident des Interna- tionalen Organisationsrates . . . In eine ganze Reihe von Kommissionen wurde er gewählt. Seit der Gründung der Landesbibliothek 1961 - 1975 war Otto Seger Präsident des Stiftungsrates, er war Mitglied des Lehrlings-, der Stipendien- und der Denkmalschutzkommis- sion, ebenso dann im Technikumsrat des Neutechnikums Buchs. Als Reporter für Radio Zürich verfasste er zahlreiche Be- richte. 12 Waisenkindern war er Vormund . . . Seine Ausbildung als Germanist und sein Interesse für Geschichte befähigten ihn, zu publizieren: Vaduzer Heimat- buch, Sagen aus Liechtenstein, Lachendes Liechtenstein («Anekdoten»), 100 Jahre Liechtensteinische Landesbank. 100 Jahre von der Schlosserei Ospelt zu Hoval, Jubiläums- schrift für die BiL, Überblick über die liechtensteinische Geschichte, Liechtenstein einmal anders, und noch vieles mehr an Broschüren, zuletzt das Buch über die Hexenpro- zesse mit Prof. Putzer. Gross ist die Zahl der Beiträge für das Jahrbuch des Historischen Vereines . . . Otto Seger hatte in seinem Leben das grosse Glück, einen Beruf zu ergreifen, der ihm Freude bereitete und ihn erfüllte. Fast 50 Jahre lang durfte er auf verschiedenen Ebenen mit der Jugend arbeiten . . . Otto fühlte sich hiebei selbst als «beschenkt», durch das Vertrauen, das ihm entgegengebracht wurde, sowohl von der Jugend als auch von ihren Eltern. Die Leistungen der Jugend bereiteten ihm Freude und Stolz, als hätte er selbst Anteil und das Recht dazu. Im Rückblick ist die Gegensei- tigkeit von Geben und Nehmen im Beruf des Schulmeisters ein Beispiel dafür, wie dieses Tun Menschlichkeit und Humanität zum Inhalt hat. . . Liechtensteiner Vaterland, 10. März 1988 
Dr. Alois Vogt t . . . Alt-Regierungschef-Stellvertreter und Regierungsrat Dr. Alois Vogt ist nicht mehr. Er starb in der Nacht zum Donnerstag nach einem reicherfüllten Leben, das er zum allergrössten Teil in den Dienst der Öffentlichkeit stellte, im 82. Lebensjahr. Mit ihm ist ein Mann von uns gegangen, der die Geschichte Liechtensteins im 20. Jahrhundert wesentlich mitprägte . . . Sein Mittelpunkt war das Gemeinwohl, es waren die Interes- sen Liechtensteins und seiner Bewohner. Von März 1938 bis August 1945 amtete er dazu als Stellvertretender Regie- rungschef. Von 1949 bis 1966 gehörte er während 17 Jahren dem liechtensteinischen Landtag an. In den Jahren 1958 bis 1963 fungierte er als dessen Vizepräsident. Gleichzeitig war er von 1962 bis 1965 Mitglied der Regierung. Neben seiner langjährigen, engagierten Tätigkeit für Land- tag und Regierung erwarb sich Dr. Alois Vogt grösste Ver- dienste um die Vaterländische Union. Er war Mitglied der ersten Landesleitung der am 5. Januar 1936 gegründeten Partei und setzte seine Schaffenskraft auch in den Dienst der Sekretariatsarbeit für die VU. Doch wo für einen anderen die Grenze der Belastbarkeit erreicht gewesen wäre, fing für Dr. Alois Vogt die Arbeit erst an. Wo immer er sich dank seines grosses Wissens und seiner Fachkenntnis engagieren konnte, tat er es . . . Der Dienst für die Sache war sein stetes Leitmotiv. Und dieses Leitmotiv liess ihn unter anderem tätig sein für den Vorstand des Liechtensteinischen Roten Kreuzes, für die beratende Kommission für den Abschluss von Handels- verträgen mit dem Ausland, als Präsident der Gesellschaft Schweiz/Liechtenstein und für die Kommission zur Weltaus- stellung in Brüssel. Dr. Vogt gehörte dem Landesschulrat an, ebenso der Maturakommission. Er war Verwaltungsrats- Präsident der AHV; er gehörte zum Verwaltungsrat der Liechtensteinischen Kraftwerke und amtete auch als Vize- präsident des Staatsgerichtshofes. Für seinen Einsatz für die liechtensteinische Wirtschaft, die gerade nach dem Zweiten Weltkrieg einen riesenhaften Auf- schwung nahm, wurde erzürn Ehrenmitglied der Liechten- steinischen Industrie- und Handelskammer ernannt, deren Sekretär er zwischen 1949 und 1959 war. Sein selbstloser Einsatz fand verdiente Anerkennung. So verlieh ihm S. D. Fürst Franz Josef von Liechtenstein den Titel Fürstlicher Justizrat, ebenso ist er Träger des Komturkreuzes, und der König der Belgier verlieh ihm den Ritterorden des Heiligen Leopold . . . Liechtensteiner Vaterland, 25. März 1988 335
	        

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