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Vaduz» Samstag 9. Laimar 1926 13. Jahrgang vormlsMmhMsche Nachrichten v,»U»«?««Xi ftirf>t«nfuin»»»s<h»«l»i Zwilch 8*-
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Unser Kampf! Der Wahlkampf ist auf
das Heftigste ent brannt und wird von den Gegnern auf eine Art und Weife und
mit solchen Mitteln geführt, die jeder
Beschreibung spotten. Der bisherige Landtag und die Regierung werden
in solcher Art besudelt und private Unternehmungen wev den mit Unwahrheiten heruntergemacht, daß be reitS etliche Strafklagen beim Strafrichter etn> gereicht worden sind. Man ist von
den Herren Gegnern vieles gewohnt, man lernte ihre unfach ltche, persönliche Opposition in 4 Jahren kennen, jedermann
konnte sehen, wie diese Herren Gcg ner — die noch
dazu zu behaupten wagen, die Intelligenz in Erbpacht zu haben — verdiente Personen im Lande in
unverantwortlichster Weise heruntermachten, und
das Ansehen und den Kredit des Landes und
seiner Institute unter gruben. Und
jetzt setzen diese Bolksbeglticker ihrem M Tun die Krone auf und verspritzen ihren Unrat Man alles, was ihnen für die Wiedererlangung M
der so lange und ausgiebig gekosteten und »üß M brauchten Macht hinderlich im Wege steht. 40 Wir haben uns zum Vorsatze gemacht, auch gegenüber den unflätigsten Angrissen
der Herren Gegner unsere Arbeit für das Wohl und Wehe unserer Heimat umcntwegt weiter zit besorgen, wir haben
unsere Leser in ruhigem
und sacĥ lichem Tone aufgeklärt, haben zu dem Tun und Getreibe unserer Gegner aufklärend gewirkt und ihren Sauhcrden-Ton auch dann abgelehnt, wenn die Anwürfe
ins Maßlose gestiegen sind. Auch im gegenwärtigen Wahlkampfe war unsere De vise, denselben sachlich und nobel zu führen. Wir mußten jedoch wahrnehmen, daß der Wahl kämpf
der Herren Gegner in einer Art und Weise eingeleitet wurde und durchgeführt wird, die uns zwingt, gelegentlich auch einmal mit grobein Geschütz aufzufahren, die gewohnte Ne serve für kurze Zeit abzulegen und die maß losen, unhaltbaren Angriffe im gebührenden Tone zurechtzuweisen, dorthin zu verweise», wohin sie zum größten Teile
gehören: In das Reich der Unwahrheit! Wenn wir dabei oft etwas derb werden, so geschieht das nur in der begreif- lichen Erregung um das durch das Tun der Gegner arg gefährdete Wohlergehen des Landes. Wir haben durch 4 Jahre in ehrlicher und selbstloser Weise den verfahrenen Staatskarren wieder flott gemacht, haben die Staatseinnahmen und Aus- gaben «ieder ins Gleichgewicht ge- bracht» die veraltete Gesetzgebung modernt» siert, den Kredit des Landes wieder hergestellt
und sein Ansehen im Auslande neu begründet und gefestigt durch
den Anschluß an ein ge sundeS Wirtschaftsgebiet,
dem Handel neue ew trägliche Bahnen gewiesen
und da ist es unsere Pflicht, dieses sichtbare Werk
unserer Partei, diese Erfolge ehrlichen und ernsten Schaffens auch zu verteidigen, wenn ihm Gefahr droht von Leuten, deren
Unfähigkeit zu solchen Arbeiten von früher
her noch in aller Erinnerung ist. Wie
diese Herren das Wohl des Landes und seine Bürger untergraben,
nur um selber wieder obenauf zu kommen,
das spottet jeder Beschiel- bung.
Und in Schaan haben sie
bereits zu Ge- waltmttteln gegriffen. Eine
Versammlung un- serer Freunde — die
sich am Donnerstag im Bterkeller trafen ->•
beehrten diese Freunde der Ruhe und Ordnung damit,
dasz sie zwei faustgrobe Steine durch die Fenster in den Saal warfen! Soweit ist die
poli- tische Verhetzung gediehen, daß
man zu roher Gewalt
die Zuflucht nimmt UNJ den Gegner mit Steinen
erledigen will! Das beleuchtete die Situation, in die
die Herren geraten, wie ein Blitzlicht. Kann man deutlicher dokumentieren, daß
die Herren Gegner
mit sachlichen Mitteln gegen das heutige Regime nicht aufkommen können? Wahrlich nicht!
Und so wollen wir denn den sonntäglichen Kampf austragen, nicht mit Steinen, nicht mit Lügen, aber wir wollen jene, die den Gegner init Steinen totwerfen wollen, heimschicken, hinter dem
Ofen sollen sie sich ver lecken und sich schämen, daß ihr Kampfmittel Steinwttrfe sind, daß
sie zu Schulbubenstreichen die Zuflucht nehmen müssen! Darum stimmt für die Liste der Volkspartei! Mit Fingern könnte man zeigen! Die Ausführungen des Abg.
Peter Bü- chel in der letzten Nummer des „L. 33." ge- gen die Spar-
und Leihkasse sind so erbarm- lich geschrieben,
daß sie unbedingt gebrand- markt
werden müssen. Peter
Büchel schreibt: „Wo kommen wir hin, wenn unsere Aus- landsgeldgeber ihr Geld zurückziehen? (Wie man hört, etwa 5 Millionen.) Nicht nur Hindert Konkurse würden die
Folge sein." Ja wenn
man so unverantwortliche Hetze treibt!)-Weiter: „Heraus mit
den ösfent- lichen Geldern, mit den Geldern der Waisen und Kuranden, wenn sich
unsere Sparkasse mit solchen Geschäften befafzt! Bürger Liech- tensteins! Mit dem
Stimmzettel sollst Du urteilen, ob in unserem Lande in Zukunft Abenteurer-Politik getrieben
werden soll, oder ob Du ehrliche Arbeit vorziehst. Man- ner sollst Du wählen,
die selber denken, nicht nur, wie auf Kommando ihre Hände hoch- halten und eine Landtagsfitzung zur Ko-mödie
stempeln." So Peter Büchel! Die wirtschaftlichen Folgen
einer so niedrigen Schreibweise sind jedewfalls zu wenig be- kannt. Wir
wollen kurz dazu Stellung neh- men: Die Sparkasse hat bekanntlich den Geldverkehr der Klassenlotterie übernom- men, und zwar auf einen einstimmigen
Be- schlufj des Verwaltungsrates. Hiebe! hat das Institut
keinerlei Risiko übernommen und wird auch in Zukunft
ein solches nicht über- nehmen. Eine Schädigung der Landesbank ist also überhaupt ausgeschlossen. Sie
hat le diglich den Vorteil, daß ihr die Gelder der Klassenlotterie zinsfrei zur Verfügung ste hen. Wer etwas anderes behauptet und na mentlich von
Verlusten spricht, verbreitet die Unwahrheit
und schädigt die Wirtschaft lichen Interessen der Sparkasse. (Es ist da her eine Entstellung der Wahrheit, wenn Büchel
anders schreibt und zwischen den Zeilen die Schweizer Einleger
mit solchen unwahren Verlusten an den Rückzug ihrer Gelder aus der Sparkasse erinnert, indem er sie in
unverantwortlicher Weise in Furcht und Unruhe versetzt, lleberigens betragen die gesamten Sparkasse-Einlagen 1,700,000 Franken, wozu noch zirka 1,400,000 Franken für Obligationen,
Bankgelder usw. kom- men, alles in allem etwas zu 3 Millionen Franken fremde Mittel, wobei aber die liechtensteinischen Spargelder ebenfalls in der Summe
enthalten sind. Die Sparkasse wird von
der ostschweizeri- eljen Treuhandgesellschaft in St. Gallen re gelmäszig kontrolliert, und dieses in der ganzen Schweiz hoch angesehene Institut hat der soliden Verwaltung
der Sparkasse bisher volles Lob gespendet und wird auch in Zukunft keinen Anlah haben, dies nicht zu tun. Noch krasser aber ist die Herausfor- derung der öffentlichen Gelder aus d. Spar- fasse. Diese Anmaßung ist wohl der Gipfel der Frechheit und das Krasseste, was in
die- ser Sache getan werden konnte. Und wer trägt !denn den Schaden, wenn doch der eine oder andere Geldgeber sich veranlagt sehen sollte, sein Geld zurückzufordern? Der unschuldige liechtensteinische Bürger, der so durch die Agitation mit den häglichsten Unwahrheiten zum Konkurse getrieben werden könnte. Denn
die Sparkasse müßte sich doch die Mittel zur Rückzahlung durch Kündigung von Hypothekardarlehen be- schaffen. Und würde Büchel dann die Ver antwortung übernehmen, daß er durch
die- ses unverantwortliche Tun den Ruin seines Mitbürgers ver- schuldet hat? Mit einem Augenauf- chlag lägt sich eine derartige Stragenpolitik nicht mehr aus der
Welt schaffen. Diese 100 und mehr Bürger, die dem Konkurse verfal- len sollen, werden Rechenschaft fordern, wie man es wagen
konnte, durch
eine Abenteu- rerpolitik
ihnen den Grund und Boden zu nehmen, sie von der Heimatscholle zu ver- treiben. Jawohl Herr Peter Büchel: Das Volk wird mit dem Stimmzettel in der Hand die richtige Antwort auf Ihre Poli-tik
geben, es wird Ihnen
zeigen, daß im Landtage nicht mehr Komödie gespielt wird, und Sie werden Gelegenheit haben, an Jh- ren eigenen Worten und Werken die Tra- gödie zu ermessen, die aus Ihrer Komödie entstehen kann. Seien Sie
heute schon daran erinnert: Nicht ungestraft schauspielt man so mit dem wirtschaftlichen Gedeihen seiner Heimat und dem Sein oder Nichtfein seiner Mitbürger! Der Wahlzettel wird
auch für Ihr Tun ein mene tekel
fares sein und den Stab brechen über Ihr Beginnen, aus »leinlichen, politischen Vorteilen die wirtschaftliche Entwicklung unserer Heimat zu zerstören! 1 Die
Behauptungen Peter Büchels im Vollisblatte. (Korrespondenz.) Nachdem Peter Büchel in der letzten Nummer des „L. 93." verschiedene Mittei- lungen über die
Behandlung seiner Jnter- pellation betreffend die Klassenlotterie in der Landtagssitzung im Konferenzzimmer macht, sei zur Klärung des Sachverhaltes auf folgende wahreitsgetreue'Mitteilungen aus der betreffenden Sitzung verwiesen: Der Regierungschef leitete die Sitzung wie- folgt ein: Im gestrigen Landtag ist eine Interpellation eingebracht worden,'die die Regierung mit großem Vergnügen beant- worten wird. Es handelt sich um eine Reihe von Verdächtigungen und Mißverständnis- [eir. Hier liegt das gesamte Material, das volle Aufklärung enthält! Weiters führte Regierungschef Schädler aus: Die Pflicht, die' Interessen des Staates zu wahren, ver- anlaßt mich, Sie aufmerksam zu machen, daß die volle Beantwortung der Jnterpella- tion in der Oefsentlichkeit für den Staat chwere nachteilige Folgen haben könnte und ch müßte jede Verantwortung ablehnen. Es war von allem Anfang die Absicht, bei dein Punkte Einnahmen den Gegenstand der Interpellation in vertraulicher Sitzung zu behandeln. Wie jetzt die Dinge liegen, würde ich nur mit Widerwillen die Erklä- rungen nur in vertraulicher Sitzung abge- den. Sie erweisen mir einen großen Dienst, wenn Sie die Regierung einladen, alle Er- Höningen
im Saale abzugeben. Die Er- klärunqen Peter Büchels im Verlaufe der Verhandlungen enthalten folgende Sätze: »Ich betone, wenn ich gewußt hätte, daß die Regierung sowieso aufklären würde, hätte ich mich zurückgehalten " — „Ich bin lür weine Fragen
aufgeklärt. Ich hätte nie ,efragt, wenn ich gewußt hätte, was ich egt weiß. Ich glaube, die vielen unsinnigen Gerüchte im Volke können dem Lande und dem
Unternehmen schaden." Der Regie- rungschef äußerte sich
weiter: „Ich lade Sie ein, alle Akten über den Gegenstand durch- znlesen. Es war von allem Anfange an be- rechnet, daß man eines Tages vor die Oef- fentlichkeit treten und der Beweis erbracht 8 Feuilleton. Bater und Sohn im Examen. Erzählung von Heinrich Federer «Mehr links I" schrie Wenzel zornig, noch ganz im Eifer über den ungeschickten Knecht, denn er hatte jetzt bei der Wendung des Pfluges gesehen, ; daß es nicht der Bauer selber, sondern sein Knecht ^Fritz war. Und das freute ihn wegen Franziskas. »Mehr links!" wiederholte er entrüstet. (
Ein fast unlöschbares Lachen rauschte durch die ^ Schulstube. Alle lachten, nur Franziska und der ; Lehrer nicht. Traurig rief Philipp fein. Bllrschchen ans Pult ,u»d ließ den Saselstecken durch die Hand gleiten. »Die Hand her!"' Wenzel streckte das-'stevenjitHrige und daher k noch so weiche Händch-n aus dem Aermel. worin ' er es unwillkürlich geborgen hatte. " • Mehr rechts oder. links?^.fragte. Philipp Zö- gernd. um dem Sünder nochmals das.PfSrtchen der Barmherzigkeit und Bekehrung zu öffnen.. ' t^'fß*
Untsl" behauptete Wenzel. Er konnte nicht lügen.
Darauf fiel der Saselstecken schwer hernieder Wie das brannte! Des Lehrers Haselstecken, da» muß man wissen, tut sehr weh. Jedoch am «ehesten tat Wenzel, daß er unschuldig gestraft worden war Denn dieser holperige Knecht war einfach zu weit rechts gefahren. Dergleichen Stücklein voll Spaß und Leid pas- sierten bis zur Osterprilfung öfter. Als der Lehrer gestern abend die Noten seiner Schulkinder ausrechnete, um sie am Schlüsse der Prüfung laut vorzulesen, zum Lobe der Braven und zur Schmach der Faulen, wie es uraltes Her- kommen in Lachweiler war — ach, wie erschrak er da über die dicken, schweren Zahlen, die er Sei sei- nem lieben Buben zusammenzahlen mußte. Die Einer des Doktorsohnes, des Gemeinde- schreib«?,, der Schneidertochter und Franziskas, ha. wie ste glänzten, hell wie die Tugend! Weitz wie Kreide erschienen sie pem Lehrer, der sich nichts Weiteres als Kreide vorstellen-konnte. Die Zweier waren immer. noK'ganz nett und sozusagen gemilt- lich, der Dreier dunkelte' schon im Schatten der Dummheit, 'und dir Merer war durchaus zu ver- werfen. Aver der Fllnfer. der̂ Fünfer «ar schwarz wie die Tinte, schwarz wie die Verdammnis.
Eine Weile versuchte Philipp alle Künste sei- ner Arithmetik. Umsonst, sein Biiichen war nicht zu retten. Er konnte addieren von oben nach unten und von unten nach oben, immer erhielt er einen Fünfer.. Einen Augenblick kam er in Bersuchung. die Zahl ein wenig zu mildern und die häßliche Fünf in eine Bier umzuschweifen. Aber die Zahlen selber weigerten sich. Sie sind so ungleich — sie las- sen sich nicht ohne Zwang verschwtstern, die Die» und Fünf. Die Natur hat sie schon zu Feindinnen gemacht. Wie sollte da der ehrliche Lehrer ste aus- söhnen können? — Und wenn sich die Zahlen noch hätten umbiegen lassen, seine steife Gerechtigkeit hätte er . doch nie zu biegen vermocht. Bei seiner Ampel zeichnete er also die Fünf unter ven Na- men seines Sohnes und zerbrach dann voll Schmerz die Feder. Weit in die Ecke schleuderte er ste, als ob sie eigentlich an allem die Schuld trüge. Doch nach einer Weile erhob er sich und las sie vom Boden auf. Er bog ste mit den beiden Stahlspitzen auf dem .Daumennagel und seufzte. Scheinbar seufze'er über die zerbrochene tmdnujt unbrauch- bar gewordene Feder.- In - Wirklichkeit schwebte ihm jed'och"etwas 'anderes vor, das zerbrochen und' unbrauchbar geworden war. Nur konnte er es nicht
mit genauem Namen bezeichnen. Und darum ei- gentlich seufzte er so tief und qualvoll. „Frau," sagte er und trat zu Monika in die kleine Stube hinaus, „gehen wir zu Bett." Monika sah wohl, daß ihr Eatte einen Kum- mer hatte. Doch wollte sie es ihn nicht merken las- sen, sondern zuwarten, bis ste erführe, worin die- ses Unbehagen Philipps bestände. Dann erst wuhte sie. ob mit Lachen oder einem Tadel oder mit mit- fühlenden Worten sie in die Sache einzügreifen habe. Sie war klug, ja schlau wie eine Katze, die aber diese Tugend nur zum Wohle der anderen gebraucht. Schweigend hob sie den Lichtschirm von der Stirne und blickte fragend zu Philipp auf. „Morgen ist Examen," fuhr der Gemahl düster fort, „und Wenzel hat -inen Fünfer." „In Gottes Namen!" — Monika rollte den Strumpf auf, den ste bereits bis zur Ferse für ih- ren langbeinigen Mann gestrickt chatte. „~ . „Aber Monika, — wie kannst du dabei so"ru- hig sein?" rief.'der Lehrer voll Aerger und Mer- ke»)' „Alle' meine Freude auf morg?» und IqM«. ist damit verpfuscht!« 'Nun «är ihre'Zeit gekommen, .Fest hlickte.sie mitten durch seine Brill«ngläs-r hindurch in die-