— 278 —
Gestalt, stramm hielt er die Zügel des feurigen
Tieres. Den Nachtrab bildete ein Tross be
waffneter Dienstmannen, Knappen und Pagen.
Plötzlich stockte der Zug, denn Wolfhart, der
Thorwart, war mit der Fahne gestolpert und
brachte seine Nase schier mit dem Erdreich in
Berührung. Unwillkürlich entfuhr ihm ein derber
Fluch. Wollte er die mächtige Tanne, deren Wipfel
all’ ihre Genossen weit überragte, so herrschaft
lich salutieren oder was bedeutete sein Kniefall?
Dieweil löste sich das Rätsel, hinter der
Riesentanne hervor kroch kichernd eine Kinder
schar, die hatten straff über den Weg hin eine
Leine gespannt und forderten nach altem Her
kommen das Lösegeld. Herr Walter schenkte
ihnen Silberraünzen. Da standen die Burgthore
von Schalun geöffnet. Hörner-, Pfeifen- und
Trompetenklang tönten hell. Im festlichen
Schmucke prangte die Burg. Auf Türmen und
Zinnen wehten Banner. Guirlanden aus Tannen
zweigen, durchflochten mit weissglänzenden
Disteln und purpurnen Beeren zierten die Bogen
fenster und bekränzten vielfach verschlungen die
Altane. Von dort spann sich das grüne Gewinde
in kühner Wölbung über der Linde herbstlich
buntes Blätterdach und umrankte des Thores
Bogen. Das Schaluner Volk war im Hofe ver
sammelt. Die Mädchen trugen im flatternden
Haar Schappel und Rosmarin.
18