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„Wie die güldenen Fäden in dem lichten Blau
sich glänzend heben!“ rief Walter.
Lachend erhob Graf Ulrich Einsprache. „Nun,
Herr Walter, wir Männer verstehen doch nichts
von ßannerstickerei, unerklärlich ist es mir, dass
Frauen oft tagelang mit der Nadel herumsticheln
können.“
Indes sassen die Ritter schon bei den vollen
Weinkrügen. Konrad von Nidberg 65 ) war ein
alter geiziger Herr, klein und hager. Frei
gebigkeit und Nächstenliebe kannte er nicht,
sein Gemüt war verhärtet, sowie das gefrorene
Erdreich zur Winterszeit dem Gedeihen der
Saaten und dem Wachsturne der Pflanzen ver
schlossen bleibt.
„Gutenberger“ rief er, „für vierzig Mannen
verlange ich als Wochensold 56 ) 7 1 /a Pfund guter
Konstanter Münz, das dinge ich an. Wahrlich
einen schlechten Handel mache ich“, dabei strich
er mit der Hand den Bart und zählte schon im
Stillen die vielen Silberheller,
„Der Handel gilt“, sprach Graf Ulrich ernst,
„ich schlage ein.“
Nicht nur der reiche Kriegssold freute den
Nidberger dermassen, sondern ihn gelüstete
schon längst, dem Grafen von Werdenberg eine
Schlappe zu versetzen. Vor Jahren hatte er
lombardische Kaufleute, die sich im Rheingau
unten ansässig gemacht, mit seinen Reisigen bei