Volltext: Gutenberg-Schalun

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. . . kein weicheres Gefühl für das Bettelkind, 
nicht ein einzig’ gutes Wort. 
„Lida“ 40 ) auf dem Ellberg bei Palazoles ist 
mein Geburtsort. Als ich da im Elend gross 
gezogen, fühlte ich das rätische Blut meines 
Vaters mir feurig durch die Adern rinnen. Nicht 
länger hielt es mich in der Heimat mehr, diese 
Kälte und Härte trieben mich fort. Ja, fort — 
fort . . . schrie es in mir, darum zog ich hinauf 
dem Rheine entlang nach Oberrätien. In manchem 
"Dorfe nahm ich Dienst, allein auch da erfuhr 
ich wenig von Lieb’ und Güte. Deshalb wan- 
derte ich weiter, hinab ins welsche Land .... 
nach Italien. 
Die fremde Sprache that meiner Seele wohl, 
die Erinnerung an die Heimat verblasste in mir. 
Ehrlich schlug ich mich durchs Leben. So ver 
gingen Jahre. Da erwachte in mir eine sehnende 
Gewalt, zu den heimatlichen Bergen zog’s mich 
und aufjubeln hätte ich mögen, als ich Lida 
wiedersah. Aber Niemand wollte mich in Lida 
erkennen, barsch wies man mich von Thür zu 
Thüre. Was ich da empfunden! Ein glühender 
Hass gegen alle Menschen senkte sich mir tief 
ins Herz hinein. Weder Dienst noch Obdach 
begehrte ich mehr, sondern eilte in den Wald. 
Des Herbstes Sonne liess Alles aufleuchten, ich 
achtete nicht darauf, planlos irrte ich durch des 
Waldes lautlose Einsamkeit. Erschöpft setzte
	        

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