32'
I. Abs chnitt.
Bis zur Auflösung des deutschen Reiches
(1806).
1. Herkommen des fürstlichen Hauses Liechtenstein.
Seit dem Erlöschen des alten einheimischen Grafen-
stammes der Werdenberger sahen die Landschaften Vaduz und
Schellenberg mit jedem neuen Jahrhundert neue Herren
geschlechter in die Burg zu Vaduz einziehen, doch meist ver
wandte oder benachbarte, diesmal aber ein diesen Gegenden
fremdes und weit entlegenes, aber reiches und viel berühmtes
Geschlecht, das sich übrigens nur durch seine Diener ankündigte,
indem bis 1842 nie ein regierendes Haupt das Land besuchte.
Der Stammsitz und die Stammgüter des fürstlichen Hau
ses Liechtenstein liegen nicht in Churrätien, sondern in Oester
reich und Steiermark. Schon früh wurden zwei Linien Liech
tenstein erwähnt, nämlich eine österreichische zu Nikolsburg,
welche heute noch fortblüht, und eine steirische zu Murau,
welche im 17. Jahrhundert erloschen ist. Stammsitz der ersteren
Linie ist das Schloß Liechtenstein bei Mödling, Stammsitz der
steirischen Linie das Schloß bei Iudenburg im Murtale.
Beide Häuser ragten schon im Beginne ihres Auftretens
durch Besitz und Ansehen hervor, gehörten als Ministerialen
der Markgrafen von Oesterreich und Herzoge von Steiermark
zum hohen Adel und bekleideten wichtige Landesämter.
Ilm 1140 lebte Hugo von Liechtenstein von der österrei
chischen Linie.
Mit Heinrich von Liechtenstein, welcher zur Zeit der
Babenberger (deren Stamm im Jahre 1246 erlosch) und auch
späterhin in die Geschicke Oesterreichs wirkungsvoll eingriff,
im Feldzuge gegen die heidnischen Preußen (1245) durch seine
mutige Entschlossenheit den Sieg bei Thorn davontrug und
1246 die Ungarn an der Leitha schlug, beginnt die ununter
brochene Stammreihe der österreichischen Linie. In den Lie
dern seines Verwandten, des der steirischen Linie angehörigen
berühmten Minnesängers Ulrich von Liechtenstein ist ihm ein
Denkmal gesetzt. Er brachte Nikolsburg an sein Haus.