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Wolfhart von Brandts kam teils in seiner Eigenschaft als
österreichischer Bogt zu Feldkirch, das im Bunde mit Zürich
war, teils als Landsmann zu Schwyz und Glarus und Bürger
von Bern in eine sehr heikle Stellung. Schwyz und Glarus
nahmen Freudenberg und Nidberg als österreichisches Eigen
tum zu ihren Handen (1444). Wolfhart von Brandts aber,
dem jene Herrschaften auf drei Jahre von Oesterreich ver
pfändet waren, bot Recht dar auf die Stadt Bern und ge
meine Eidgenossen. Da ließen ihm Schwyz und Glarus die
Nutzung jener Herrschaften, setzten aber einen Vogt auf die
selben, der ihre Rechte zu wahren hatte.
Als die Eidgenossen Zürich belagerten, aber durch den
Einfall der Franzosen bei Basel und durch die blutige und
heldenmütige Schlacht bei St. Jakob an der Birs davon ab
gelenkt wurden, sammelte sich viel Kriegsvolk aus Vorarlberg
und dem Inntale zu Feldkirch, überfiel das Sarganserland
und nahm Wallenstadt. Graf Heinrich von Sargans selbst,
freiwillig oder gezwungen, ergriff die österreichische Partei.
Auf diese Nachricht verstärkten die Glarner ihre Besatzung zu
Wesen und rüsteten sich, den Feind aus dem Sarganserland zu
vertreiben. Doch die Anstalten waren unnütz, denn der Feind
zog alsbald wieder aus dem Sarganserland ab. Graf Heinrich
beschwichtigte die Glarner, die seine Zweideutigkeit merkten,
und versprach, mit seinen Leuten das Land gegen jeden feind
lichen Überfall zu decken. Er hielt nicht Wort. Viele Herren
in Schwaben sagten den Eidgenossen ab, ebenso Graf Heinrich
von Sargans („weil die Glarner unbefugt in sein Land ge
brochen"), Wolschart der Ältere und seine Söhne Wolfhart
und Sigmund („weil ihm die Glarner Freudenberg und Nid
berg weggenommen und das eidgenössische Recht verweigert
hätten") und Graf Heinrich von Tettnang zu Werdenberg.
Wolfhart von Brandts hatte aus seinen eigenen Herr
schaften zu Vaduz, Blumenegg und Maienseld, sodann aus
Feldkirch, Bludenz und dem Walgau bei 6000 Mann ver
sammelt. Dies Kriegsvolk überschwemmte das Sarganserland;
der glarnerische Vogt zu Freudenberg wich zurück; Wallen
stadt wurde genommen und in dieses Städtchen wie in Sar
gans eine starke Besatzung gelegt.
Das war der Zweck dieses Kriegszuges gewesen und das
übrige Volk kehrte über den Rhein zurück. Die Appenzeller
hielten zu den Eidgenossen gegen Zürich und Oesterreich; sie
schickten ihren Ammann zu Wolshart von Brandts und ließen
ihn fragen, wessen sie sich von ihm zu versehen hätten. Er
gab zur Antwort, ihm sei nicht bewußt, daß er mit ihnen