Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

138 
ein moralisches Übergewicht, gegen welches die weltlichen 
Waffen des Kaisers nichts vermochten. In dem Kampfe der 
beiden höchsten Gewalten handelte es sich im Grunde um die 
Freiheit der Kirche, um den Besitz Roms, des Kirchenstaates 
und der dem apostolischen Stuhle zugehörigen Länder. Die 
Kirchenversammlung in Lyon stimmte in den Bannfluch ein, 
den der Papst über den Kaiser und seine Anhänger verhängte; 
er erklärte ihn des Kaisertums und aller Reiche verlustig und 
unwürdig, nahm die Fürsorge seiner Lehenstaaten Neapel 
und Sizilien über sich, gab den Deutschen die Macht, ein neues 
Oberhaupt zu wählen (1245). So war der Bruch zwischen 
Kaiser und Papst entschieden. Der Kaiser erkannte die Schwie 
rigkeit seiner Lage und verlangte Vermittlung unter vielen 
Versprechungen. Aber der Papst blieb unerschütterlich, weil er 
diesen Versprechungen kein Vertrauen schenken konnte, da ja 
der Kaiser weder Versprechungen noch feierliche Eide zu hal 
ten gewohnt war. In Italien schwand seine Macht von Tag 
zu Tag und in Deutschland, das er seit Jahren dem Schicksal 
überlassen hatte, brach der Bürgerkrieg aus, nachdem ein Teil 
der Fürsten, vor allen die geistlichen, den Heinrich Raspe und 
nach dessen baldigem Tode den Grafen Wilhelm von Holland 
zum Gegenkönig gewählt hatten. Alle Leidenschaften wurden 
entfesselt, wild tobte der Kampf der Parteien. Auch in Chur- 
rätien wütete der Kampf. Die Gotteshäuser, welche dem Papste 
anhingen, wurden schwer heimgesucht. Die Herren von Sax 
waren Schirmvögte von Psäfers und Disentis, aber kaiserlich 
gesinnt. Pfäfers geriet durch sie in Armut; Disentis nahm 
den Grafen Hugo von Werdenberg zum Schirmvogt. Der Kampf 
der Waffen brachte keine Entscheidung. Doch erlitt der Kaiser 
vor Parma, das er belagerte, durch einen Ausfall eine schwere 
Niederlage. Er verlor 2000 Mann an Toten und 3000 an 
Gefangenen, Krone und Schatz sielen in die Hände der Feinde. 
Da verließ er Oberitalien und wandte sich nach Apulien. Dort 
befiel ihn eine tätliche Krankheit, welcher er am 13. Dezember 
1250 erlag, 56 Jahre alt. Der Erzbischof von Palermo nahm 
ihn in die Kirchengemeinschaft wieder auf und spendete ihm 
die Sterbsakramente, nachdem er testamentarisch die Rückgabe 
aller ungerecht sich angemaßten Güter und Rechte der Kirche 
verfügt hatte. Er ruht, wie er gewünscht chatte, im Dom zu 
Palermo an der Seite seiner Eltern. 
Friedrich II. hatte in seiner Jugend zu den schönsten 
Hoffnungen berechtigt, aber sein Leben vernichtete sie. Hochbe 
gabt, wissenschaftlich allseitig gebildet, ein Freund und Gönner 
der Wissenschaften und Künste, von unverwüstlichem Tätigkeit^
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.