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ein moralisches Übergewicht, gegen welches die weltlichen
Waffen des Kaisers nichts vermochten. In dem Kampfe der
beiden höchsten Gewalten handelte es sich im Grunde um die
Freiheit der Kirche, um den Besitz Roms, des Kirchenstaates
und der dem apostolischen Stuhle zugehörigen Länder. Die
Kirchenversammlung in Lyon stimmte in den Bannfluch ein,
den der Papst über den Kaiser und seine Anhänger verhängte;
er erklärte ihn des Kaisertums und aller Reiche verlustig und
unwürdig, nahm die Fürsorge seiner Lehenstaaten Neapel
und Sizilien über sich, gab den Deutschen die Macht, ein neues
Oberhaupt zu wählen (1245). So war der Bruch zwischen
Kaiser und Papst entschieden. Der Kaiser erkannte die Schwie
rigkeit seiner Lage und verlangte Vermittlung unter vielen
Versprechungen. Aber der Papst blieb unerschütterlich, weil er
diesen Versprechungen kein Vertrauen schenken konnte, da ja
der Kaiser weder Versprechungen noch feierliche Eide zu hal
ten gewohnt war. In Italien schwand seine Macht von Tag
zu Tag und in Deutschland, das er seit Jahren dem Schicksal
überlassen hatte, brach der Bürgerkrieg aus, nachdem ein Teil
der Fürsten, vor allen die geistlichen, den Heinrich Raspe und
nach dessen baldigem Tode den Grafen Wilhelm von Holland
zum Gegenkönig gewählt hatten. Alle Leidenschaften wurden
entfesselt, wild tobte der Kampf der Parteien. Auch in Chur-
rätien wütete der Kampf. Die Gotteshäuser, welche dem Papste
anhingen, wurden schwer heimgesucht. Die Herren von Sax
waren Schirmvögte von Psäfers und Disentis, aber kaiserlich
gesinnt. Pfäfers geriet durch sie in Armut; Disentis nahm
den Grafen Hugo von Werdenberg zum Schirmvogt. Der Kampf
der Waffen brachte keine Entscheidung. Doch erlitt der Kaiser
vor Parma, das er belagerte, durch einen Ausfall eine schwere
Niederlage. Er verlor 2000 Mann an Toten und 3000 an
Gefangenen, Krone und Schatz sielen in die Hände der Feinde.
Da verließ er Oberitalien und wandte sich nach Apulien. Dort
befiel ihn eine tätliche Krankheit, welcher er am 13. Dezember
1250 erlag, 56 Jahre alt. Der Erzbischof von Palermo nahm
ihn in die Kirchengemeinschaft wieder auf und spendete ihm
die Sterbsakramente, nachdem er testamentarisch die Rückgabe
aller ungerecht sich angemaßten Güter und Rechte der Kirche
verfügt hatte. Er ruht, wie er gewünscht chatte, im Dom zu
Palermo an der Seite seiner Eltern.
Friedrich II. hatte in seiner Jugend zu den schönsten
Hoffnungen berechtigt, aber sein Leben vernichtete sie. Hochbe
gabt, wissenschaftlich allseitig gebildet, ein Freund und Gönner
der Wissenschaften und Künste, von unverwüstlichem Tätigkeit^