Volltext: Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein

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Panirerpaß durch Bünden. Am 15. Oktober zog Suwarow mit 
seinen Russen durch das Liechtensteinische. Ueberall wichen auch die 
Kaiserlichen zurück, sie räumten die Schweiz und die Franzosen er 
schienen wieder an unserer Grenze, wie im Herbst 1798. „Einen 
unbeschreiblichen Hunger, sagt Helbert, brachten die Russen aus der 
Schweiz, sie fielen über alles her, aßen unreife Trauben, Türken 
und Obst. Auf der Landstraße ging es schrecklich her: Schuh und 
Kleider nahmen sie den Leuten ab vom Leib. Mit Kriegsfuhren 
und Militärleistungen hatten wir es seit dem Mai sehr streng, 
auch kam eine Forderung von 7000 fl. zu einem Festungsbau im 
Reich. Die Kaiserlichen haben wir wieder im Quartier und man 
macht wieder Schanzen und Laufgräben." Am Ende des Jahres 
1799 behauptete Oestreich Deutschland bis an den Rhein und Italien; 
nur die Schweiz blieb in der Gewalt der Franzosen. 
Das östreichische Waffenglück stimmte auch einen Theil der 
Reichsstände zum Kriege, zumal die geistlichen Fürsten, welche durch 
die Säkularisation bedroht waren. Der Kaiser ermahnte die Reichs 
stände zu genauer Erfüllung ihrer Pflichten; aber sie waren getheilt, 
die Minderheit war für die Neutralität, sie wollte nicht einmal an 
den Berathungen des Reichstags Theil nehmen. Zu dieser Minder 
heit gehörten vornehmlich Preußen und Hannover; die Mehrheit 
dagegen wollte einen dauerhaften und ehrenvollen Frieden erkämpfen. 
Der Kaiser empfahl ein allgemeines Aufgebot; auch zeigte sich das 
Volk an den meisten Orten zum Kampfe bereit; aber es fehlte an 
den Fürsten und Herren. Die süddeutschen Stände erhielten Sub- 
sidien von England und stellten 30,000 Mann. 
Inzwischen war Bonaparte aus Aegypten zurückgekehrt: er kam 
gerade zur rechten Zeit. Das Direktorium wurde gestürzt und eine 
neue Verfassung eingeführt. An die Spitze der Republik kamen 
drei Konsuln; Bonaparte wurde erster Konsul. So kam das Jahr 
1800. Oestreich stand gerüstet: eine Armee unter Melas sollte 
Italien, eine andere unter Kray Deutschland schützen. Gegen diese 
stritt Moreau, an 6 Orten brach er am 1. Mai über den Rhein, 
schlug die Kaiserlichen nach einander bei Engen, Möskirch, Biberach 
und Ulm. Da mußte der schwäbische Kreis 6 Millionen Franken 
bezahlen und 10,000 Paar Schuhe liefern, davon traf es dem Stand 
Vaduz 187 Paar Schuhe und 13,038 Franken. 
In unserer Landschaft lagen die Kaiserlichen: die Vorarlberger 
hatten ihre Landkompagnien gerüstet und der Landsturm war orga- 
nistrt. Da verbreitete sich in den lezten Tagen des Februars der 
Lärmen: die Franzosen würden bei Balzers über den Rhein brechen, 
bereits seien sie in Bünden eingefallen. Manchmal noch wurde 
man durch solcherlei Gerüchte geschreckt. Da aber der Feldzeug 
meister Kray vom Rhein und Bodensee weggedrängt war, war sein 
linker Flügel, der die Gegenden am Bodensee, Vorarlberg und 
Bünden decken sollte, abgeschnitten; deßhalb räumte der kommandirende
	        

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