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Das vierte Kapitel.
Die Graken von Hohenems, Herren
zu daduz etc.
1613-1712.
1. Das Geschlecht der Grafen von HohenemS.
Die Herren von Ems, einst Dienstmannen der Grafen von
Montfort-Feldkirch, überlebten diese und die Grafen von Werdenberg
und kamen theilweise in den Besiz der Güter ihrer ehemaligen
Herren. Mit Goswin von Ems (um 1210) beginnt die sichere
Stammfolge dieses Geschlechts; seinen Namen hat es von der Burg
Alten-Ems ob dem gleichnamigen Flecken; Neuen-Ems wurde von
dem Ritter Ulrich von Ems um das Jahr 1343 erbaut. In den
Kriegen der Herzoge von Oestreich gegen die Waldstätte und die
Eidgenossen stunden die Herren von Ems auf der Seite des Adels.
Bei klugem Haushalt mehrten sie durch Ankauf ihre Besitzungen,
während mächtigere Geschlechter durch übertriebene Fehdelust, kostbaren
Aufwand und üble Wirthschaft immer tiefer in Schulden geriethen
und ein Stück nach dem andern von ihrem Erbgut veräußern
mußten. Der Besiz der Herren von Ems war nicht groß, aber
anständig : sie besaßen Ems, Lustnau, Dornbirn, die Veste Zwingen
stein, den Hof Widnau und viele Gefälle zu Haslach, Altstätten,
Marbach, Bernang und an andern Orten. Rudolph von Ems
gehörte, wie wir schon gemeldet, zu den ritterlichen Sängern, welche
den bereits erlöschenden Rittergesang wieder beleben wollten; seine
Dichtungen jedoch zeigen mehr Sprachgewandtheit, als dichterische
Anlage.
Zu höherem Ansehen und Glanz stieg das Geschlecht der Herren
von Ems im 16. und 17. Jahrhundert. Die vielen Kriege, welche
Maximilian 1 und Karl V zu führen hatten, öffneten diesen kampf
lustigen Rittern ein weites Feld zu Thaten. Jakob von Ems focht
mit Auszeichnung in den italienischen Kriegen; er fiel in der Schlacht
bei Ravenna (1512). Höher stieg noch der Kriegsruhm seines
Vetters, des Marx Sittich I von Ems: nachdem er sich in der
Belagerung von Padua und Verona und bei der Vertheidigung
von Brescia ausgezeichnet, focht er in der Schlacht bei Pavia, in
welcher Franz 1, König von Frankreich gefangen wurde (1525),
an der Spitze der deutschen Lanzknechte gegen die schwarze Schaar,
ein Gemisch aus verschiedenen Nationen, aber erprobte Kriegsleute,