Volltext: Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein

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Die Geschwornen von Schan gaben an: „Elsa, die Tochter des 
Klaus Mariß, sei zum Meßmer gegangen und habe zu ihm gesagt: 
„Du magst heut wohl schlafen." Es sei aber die Nacht schön ge 
wesen und am Himmel hätten gar viele Sterlein geschienen bis 
eine Stunde vor Tag. Da sei ein grausam ungestüm Hagelwetter 
eingefallen, das vielen Schaden gethan, und sei nirgends sonst ein 
Wetter gewesen als zu Schan und sobald er zu läuten angefangen, 
sei es wieder vergangen. Anna, das Weib des Aristoteles Düntel, 
habe bei der Ernte die Magd des Christa Ganzmanu gefragt: „ob 
sie nicht gehört habe, daß sie auch angegeben worden." Die Magd 
habe geantwortet: „Du bist angegeben." Hierauf habe die Anna 
gesagt: „Man wird bald von dem lassen und ein ander Weib 
anklagen." Unlang darnach sei der grausamlich große Luft aufge 
standen, der Bäume umgerissen und gar großen Schaden gethan 
habe. Die Elsa sei ferner zu Best Meyer gekommen, um Weizen 
zu entlehnen; er habe es ihr aber abgeschlagen, weil er noch nicht 
gedroschen gehabt. Da sei ihm bald darnach ein Kalb und ein 
Maststier erkrankt und abgangen." 
Aus der untern Landschaft findet sich nur eine Anzeige vor, aus 
dem Kirchspiel Eschen. Es wird nämlich ein altes Weib von Nen- 
deln beschuldigt, einen „großen Pfön" angerichtet zu haben, der 
merklichen Schaden gethan. Gegen die Angeklagten wurde der Prozeß 
eingeleitet. Nach dem Gerichtsverfahren in Sachen der Hexerei 
und Zauberei war es schwer, von einer solchen Anklage sich zu 
reinigen, weil die Behauptung der Unschuld und das Läugnen für 
ein Werk des bösen Geistes angesehen und alsbald die schrecklichen 
Qualen der Folter angewendet wurden, wodurch, man Geständnisse 
erpreßte, Dinge verübt zu haben, die in keines Menschen und keines 
bösen Geistes Macht sind. Reinere Begriffe von Gott und gött 
lichen Dingen und von den Kräften der Natur würden die Menschen 
von einem Wahne fern gehalten haben, der, wie eine Pest, durch 
alle christlichen Länder schlich und Tausende von Opfern forderte. 
Ein tragisches Geschick verfolgt die Menschen, sobald sie nicht rein 
sind, und statt des hellen und lichten Glaubens und der Wahrheit, 
finsterer Aberglaube und Irrwahn in ihrer Seele Plaz greift, ihre 
Ruhe zerstört und sie immer tiefer in Sünde und Elend stürzt, 
wenn nicht das Licht wieder Kraft gewinnt, das grauenvolle Dunkel 
allmälig zu zerstreuen. 
Kaum waren die Scheiterhaufen verraucht, welche die unglück 
lichen Opfer verschlangen, und der Herenlärm ein wenig erstillet, 
als der Kriegslärm die Landschaften Vaduz und Eschnerberg in 
große Unruhe versezte. Maximilian, Erzherzog zu Oestreich und 
Herr in Tirol, befahl seinen Amtleuten in Vorarlberg, wegen der 
Bündner-Unruhen Vorkehrungen zu treffen und die Vorgesezten zu 
Vaduz und Schellenberg, als in der vorarlbergischen Landesrettung 
mit einbegriffen, zur Berathung der Maßregeln zu ziehen, welche 
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