Volltext: Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein

24 
Man sagt, daß Bischof Tello die Kathedrale zu Chur gebaut habe 
und es ist sehr wahrscheinlich. Die Taufe geschah damals Ln der 
Regel nur zu Ostern und Pfingsten. In der Fastenzeit brachte man 
die Täuflinge in die Kirche und die Gemeinde betete über sie, die 
Taufe selbst geschah durch dreimaliges Eintauchen, woher auch der 
Name stammt; beim Abendmal wurde Brod und Wein gereicht. 
Die Bischöfe predigten selbst und hielten strenge darauf, daß die 
Geistlichen das Volk in der reinen Lehre unterrichteten: alljährlich in 
der Fastenzeit wurden die Kirchen des Sprengels von dem Bischöfe 
besucht und der Wandel der Geistlichen geprüft. Die Ehe war ihnen 
damals nicht geradezu verboten; doch der ehelose Stand immer mehr 
empfohlen, auch war ihnen Spiel, Jagd und Krieg untersagt. Bei der 
Bischofswahl hatte neben der Geistlichkeit auch das Volk eine Stimme. 
Eine erhabene Aufgabe hatte die Kirche: der Menschheit zu bewahren 
den Glauben an ein sittliches Reich und an eine unsichtbare Welt. 
Das dritte Kapitel. 
Die Karolinger. 
(768—911) 
1. Karl der Große 
Noch erlebte Bischof Tello den Regierungsanfang dieses gewal 
tigen Herrschers und die Bezwingung der Longobarden, welche der 
selbe in einem Feldzuge vollbrachte (774). Im gleichen Jahre 
starb Bischof Tello, wie Eichhorn will, wahrscheinlicher jedoch fällt 
sein Todesjahr zehn Jahre später (784). Ihm war Zacco II, der 
lezte Graf aus dem Geschlechte der Victoren vorangegangen. Den 
bischöflichen Stuhl bestieg Constantius, welchen die Geistlichkeit und 
das Volk gewählt und Karl bestätigt hatte. Das rätische Volk ließ 
die Bitte an Karl den Großen gelangen: daß er es, gleich seinen 
Vorfahren, in seinen unmittelbaren Schirm nehme, ihm seine alten 
Rechte und Gewohnheiten bestätige und es von aller auswärtigen 
Gerichtsbarkeit und ungerechten Beschwerung befreie. Karl willfahrte 
der Bitte in Anbetracht der großen Treue, welche die Rätter seinen 
Vorfahren bewiesen und übertrug das Amt eines Präses oder Grafen 
in bisheriger Weise dem Bischof Constantius. 
Im Jahr 799, als Papst Leo III das Kloster Pfäffers in seinen 
Schuz nahm, begab sich Karl der Große nach Italien. Zu Anfang 
des folgenden Jahres (800) ward er in Rom zum abendländischen
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.