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Das dritte Kapitel.
Die Graken von Sulz, Herren zu fladuz etc.
1507-1613.
1. Der Grafen von Sulz Geschlecht und Herkommen.
Die Grafen von Sulz haben ihren Namen von der Stadt gleichen
Namens, die zwischen Rotweil und Tübingen im Schwarzwald liegt,
obgleich dieser ihr Stammsiz sehr früh in die Gewalt der Grafen
von Geroldseck und später derjenigen von Wirtemberg kam. In
der Nähe jener Stadt lagen ihre Besitzungen und die Salzquellen,
aus denen sie beträchtliche Einkünfte bezogen. Die Grafen von
Sulz gehörten zu den ältesten und edelsten Geschlechtern des Schwa
benlandes; der erste, welcher urkundlich vorkommt, ist Alwig, um
das Jahr 1088. Graf Hermann erhielt, wie einige behaupten,
das Hofrichteramt in Rotweil von Kaiser Konrad III um das Jahr
1147. Ein Nachkomme Hermann's, Graf Rudolph, vermählte, sich
mit Ursula, der Erbtochter Johann's IV, des lczten Grafen von
Habsburg-Laufenburg, und kam dadurch in den Besiz der Landschaft
Kleggau, der Herrschaften Rothenburg und Krenkingen. Seit dieser
Zeit schrieben sich die Grafen von Sulz erbliche Hofrichter von
Rotweil und Landgrafen im Kleggau. So hatten dieselben mit den
neu erworbenen Besitzungen in Unterrätien ein ansehnliches Gebiet.
Die Landgrasschaft Kleggau machte die Grafen von Sulz zu
Nachbarn der Eidgenossen. Im alten Zürcherkrieg stand Graf
Johann auf östreichischer Seite. Mit Schaffhausen, das ihm die
Burg Balm zerstörte, gerietst er in Streit und brachte diese Stadt
in die Reichsacht. Sein Sohn Alwig schloß mit Zürich für seine
Herrschaften Thengen, Balm und Kleggau ein ewiges Bürgerrecht
(1488). Seine Schwester war mit Georg von Räzüns vermählt;
er selbst nahm Verena, die Tochter des Freiherrn Ulrich von Brandts
zur Gemahlin, welche ihm zwei Söhne gebar, Rudolph und Hermann.
Beide stunden im Schwabenkriege auf Seite des schwäbischen Bundes
und verweigerten den Zürchern die Einräumung von Thengen und
Küssenberg; sie übergaben diese Vesten Sigmund von Lupfen, dem
Feldhauptmann des Kaisers. Die Leute im Kleggau aber blieben
bei dem Zürcher Bürgerrecht, waffneten und stellten 300 Mann ins
Feld. Die Eidgenossen rückten vor Thengen und Küssenberg, ver
brannten das erstere und besezten das leztere. Die Grafen führten
mit ihren eigenen Unterthanen Krieg, verheerten das Kleggau, weil
sic meinten, die Eidgenossen würden dasselbe für sich behalten. Der