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Poß. Inhalt: Unser des Reichs Getreuer, Georg Poß, hat
sich beschwert, wiewohl er dem von Brandis nichts schuldig
und seine Sache noch schwebend sei, hätte Ulrich von Brandis
und das Gericht zu Maienfeld das kaiserl. Geleit und Sicherheit
nicht gehalten und in Abwesenheit des Georg Poß, da er den
kaiserl. Hof besuchte, etliche Urtheil gegen dessen Fausfrau
ergehen lassen. Darum gebietet der Kaiser bei Strafe von
40 Mark löthigen Goldes, daß der von Brandis und das
Gericht zu Maienseld 25 Tage nach Verlesung dieses Briefes
alle vermeint Urtheil, Handlung und Prozeß wider den Poß,
dessen Hausfrau Tröster und Bürgen abthun, ihm den erlittenen
Schaden und Kosten ersetzen und den Spruch des kaiserl. Gerichts
erwarten sollen. (Die Familie Poß war in Vaduz ansässig.)
1483. Vaduz, Mittwoch vor hl. Dreikönig. Sigmund von Brandis
entscheidet als erbetener Richter einen Streit zwischen Hans
Winzler, Walliser am Triesnerberg, und den gemeinen „Nach
buren und Alpgenossen" zu Vaduz über Weg und Steg in
der Alp Melbun.
1488. Vaduz, Montag nach Pauli Bekehrung. Landammann und
Gericht am Eschnerberg geben einen Spruch gegen die Feld-
kircher. Diese, auf kaiserl. Privilegien sich stützend, daß sie
von allen auswärtigen Gerichten befreit seien, verklagen Land
ammann und Gericht am Eschnerberg bei dem Landgericht in
Rankwil, weil sie die kaiserlichen Briefe verachtet hätten und
darum in die in denselben festgesezte Strafe verfallen wären.
Sigmund von Brandis nahm sich der Sache an und behauptete:
alle, die zu Vaduz, am Eschnerberg und in Blumenegg ge
sessen seien, müsse man vor Landammann und Gericht der
genannten Landschaften suchen. Schon früher habe Streit
zwischen ihm und Feldkirch gewaltet wegen des Gerichtszwangö;
man habe sich aber zu Lindau gütlich geeint und vertragen,
also, daß alle, so denen von Feldkirch gehören und ihre Bürger
sind, aber in den Gerichten der Herrschaft Brandis sitzen, um
Frevel, Schulden und Anderes den Gerichten gedachter Herr
schaft gehorsam sein sollen. — Es wurde auf eine schieds
richterliche Beilegung des Streits angetragen und das Recht
in Rankwil aufgehoben. Beiden Theilen wurde ein Tag zu
Vaduz angesezt. Sigmund von Brandis erschien in Person,
auch Landammann und Gericht am Eschnerberg. Von Feldkirch
erschien: Jörg Stöckli, Michel Rad, Felix Merklin. Erbetene
Schiedsrichter waren: Hans Jakob von Bodmann, der Jung,
Vogt von Feldkirch, Ulrich Wyß von Luzern, Landvogt zu
Werdenberg, Schwegler, Ammann zu Werdenberg, Hans Vittler,
genannt Willigast, Bürger daselbst. Spruch: die Verkündung
vom Landgericht zu Rankwil an Landammann und Gericht
am Eschnerberg soll todt und ab sein; jeder Theil soll bei