Volltext: Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein

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Georg von Niederthor, ein entschlossener Mann, befehligte. Ain 
24. Mai räumten die Bündner mit Beute beladen, das ausgeplünderte, 
verwüstete Vintschgaü, und am gleichen Tage traf der Kaiser in Meran 
ein. Er kam nach Glurns und besah das Schlachtfeld; 8000 Krieger 
hatte er bei sich. Mit einer auserlesenen Schaar Nürnberger 
entsandte er Bilibald Pirkheimer auf das Wormserjoch, um die 
Mundvorräthe, welche der Herzog von Mailand aus Veltlin schickte, 
zu decken. Er begegnete im Münsterthal oder im Mntschgau etlichen 
alten Weibern, die eine Schaar ausgehungerter Kinder, wie eine 
Heerde Gänse, auf das Feld trieben, um mit Gras ihren Hunger 
zu stillen. Mit 50 Saumrossen kehrte er in's Lager zurück. Darauf 
unternahm Hans von Sonnenberg einen Streifzug in's Engadin. 
Ohne Widerstand wichen vic Engadiner: Alles ward verwüstet, Zutz, 
Scanfs, Samaden, Pontresina und andere Orte gingen in Flammen 
auf, zur Vergeltung des Brandes, welchen die Bündner im Mntschgau 
angerichtet. Aber Hunger und Mangel trieb ihn und seine Schaar 
zurück. Auch im Vintschgau war die Noth groß. 
Als die Bündner Sonnenberg's Zug vernahmen, mahnten sie 
die Eidgenossen: 4000 zogen heran. Ein Theil ging über den 
Albula in's Engadin, ein anderer lagerte auf Davos; bei jenem 
waren Zürcher, Urner, Glarner und die Bündner selber. Sie 
zogen in's Münsterthal und auf Mals. Das Vintschgau war ganz 
von Truppen entblößt; so rückten sie das Thal hinab bis Kastelbel, 
willens, Meran anzugreifen. Groß war die Bestürzung daselbst. 
Aber die Eidgenossen weigerten sich, weiter zu ziehen. „Es sei, 
sagten sie, ein enges Land und ihnen unbekannt; auch sei ihnen 
von ihren Herren befohlen, sich nicht zu weit zu wagen." Also 
kehrten sie auf Mals und in ihre Heimath zurück. Das Kriegs 
volk, welches zu Davoö lag und in's Unterengadin nachrücken sollte, 
trat hieraus ebenfalls den Rückweg an. 
Während die Bünde und die Eidgenossen diese Hin- und Herzüge 
nach dem Vintschgau machten, kam Nachricht: „die schwäbischen 
Bundsverwandten bedrohen die Steig und Maicnfeld; mit Macht 
würden sie 'in die Bünde einrücken, um sie zu erobern. Bereits 
sei ein Theil bei Gutenberg angekommen, der Kaiser selbst habe die 
Landschaft ob Feldkirch und die Steig besehen wollen." Wirklich 
rückten etliche Knechte an die Letzi bei der Steig und besichtigten 
dieselbe. Da erging der Sturm durch die Bünde, durch das Sar- 
ganserland und wurden die Eidgenossen, die schon bis Wallenstatt 
gekommen waren, zur Umkehr gemahnt. Sie wandten um nach 
Maienfeld, wo sic eine Besatzung von 600 Mann ließen und 
wieder heimwärts zogen; denn alle jene Nachrichten waren nichts 
als blinder Lärm gewesen. 
Hierauf bestand der Krieg in unsern Gegenden aus bloßen 
Raubzügen. So nahmen Dienstag nach St. Jakob die Wallgauer 
den vorderen zwei Gerichten im Prättigau 500 Schafe und 50 Ochsen
	        

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