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alsdann er des ganzen Besitzes verlustig gehen solle. Für diesen
Fall setzte sie in einem Codicill den Kaiser Joseph zum Universal
erben ein. Um der genauen Erfüllung, die ihr außerordentlich
am Herzen lag, sicher zu sein, ernannte sie zur Execution des
Testamentes, sowie zur bleibenden Ueberwachung aller ihrer Ver
fügungen zwei Männer ihres vollsten Vertrauens, den Oberst
landrichter Grafen Christoph Cavriani und den Landrath
Augustin von Aichen, beide mit jährlicher Besoldung, welche ihr
Erbe aus dem Einkommen des Ererbten zu zahlen haben würde.
Diese Bedingungen, welche sie ihrem Universalerben und seinen
Nachfolgern auferlegte, bestanden in der Auszahlung vieler und
beträchtlicher Legate, ganz vor allem aber in der Zahlung der
Kosten für die Unterhaltung ihrer großartigen Stiftungen.
Die Herzogin Theresia war, wie schon oben angedeutet,
nach dem Tode ihres Gemahls fortwährend und in gar viel
facher Weise bestrebt gewesen, ihr bedeutendes Einkommen zu
frommen und wohlthätigen Zwecken zu verwerthen. Sie selbst
lebte, nach der in ihrem Testamente erwähnten und beschenkten
Dienerschaft zu schließen, durchaus auf großem Fuße ihrem
Stande gemäß. Aber allein stehend, wie sie war nach dem
Tode ihres Sohnes, und mit dem wirthschaftlichen Talent ihres
Vaters begabt, blieb ihr genug, mit guter Verwendung des
Restes ein höchst ehrenvolles und bleibendes Andenken zu sichern.
Zahlreiche noch erhaltene Quittungen beweisen, wie sie vorüber
gehend Kirchen, Klöster, Gemeinden zu mannigfachen Zwecken
und zum Theil mit bedeutenden Summen beschenkte. Wichtiger aber
noch sind bei weitem ihre bleibenden Stiftungen, die nicht nur der
Frömmigkeit, sondern ebenso auch der Wohlthätigkeit, der Barm
herzigkeit und ganz insbesondere auch der Erziehung und dem llnter-
richt galten. Unter den Stiftungen der letzten Art befanden sich
selbst zwei Lehrplätze an der kaiserlichen Porzellanfabrik in Wien l ).
') Gegenwärtig in ein Stipendium für die Kunstschule des öster
reichischen Mnseums umgewandelt.