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schickte dieser seinen Medicus mit zwei anderen Leuten zu Wasser
dem Gesandten entgegen; sie trafen ihn Nachts in Silibria. In
Silibria theilte sich am folgenden Tage der Zug, indem der
Gesandte mit dem Medicus und einigen anderen Herren sich
aus ein Schiff begab, die Uebrigen aber an der Küste entlang
zogen, bis Abends Ponte Piccolo erreicht wurde. Auf der letzten
Fahrt von hier bis Constantinopel — am 19. Oktober — traf
zunächst der Orator ein zur Begrüßung, und bald sah man
auch eine Schaar Türken halten, die zum Empfange geschickt
waren. Es war in Person der Pascha der Tzauschen sammt dem
Vrumbeg und einem vornehnwn Dragoman mit etwa vierzig
reich gekleideten Tzauschen oder vornehmen Hosdienern, alles zu
Pferde. Diese ritten nun dem Zuge der Gesandtschaft vor, ebenso
der Orator mit einigen seiner Pferde, und so wurde der Ge
sandte in die Stadt Constantinopel geleitet. Nach fast zwei
monatlicher Reise war das Ziel erreicht.
Hiermit endet leider die Reisebeschreibung Melchior Besolts.
Er erzählt nichts weiter von dem Empfange bei dem Sultan,
noch von dem Aufenthalt in Constantinopel und was sich dabei
ereignete. Das Wenige, was bisher davon bekannt war, und
besonders das traurige Ende dieser Fahrt, berichtet Hans Löwen-
klau, der, wie oben mitgetheilt, ebenfalls ein Theilnehmer dieser
Reise war, an einer anderen Stelle seiner türkischen Chronika ').
Seine Mittheilungen lassen sich aus einigen Briefen des Liechten
steinischen Archivs ergänzen.
Nicht lange nach Ueberreichung der Geschenke verfiel Hein
rich in eine langwierige Krankheit. Sein junger Bruder Georg
Hartmann hatte Wien schon krank verlassen. Heinrich schreibt
über ihn in einem Briefe an Hartmann von Liechtenstein am
5. December von Constantinopel aus: „Mein Bruder Jorg
Hartmann hat die Reise herein und die Zeit über, so wir hier
sein, wenig gesunder Stunden gehabt, und ist dermaßen abgezehrt,
') II. 118 ff.
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