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Hierzu können wir nun allerdings der Heiligcnkrcnzcr Ur
kunde willkommene Ergänzungen entnehmen, deren Zuverlässigkeit
wir allerdings dahin gestellt sein lassen. Zunächst wird neben
Friedrich der zweite Sohn Hartneid erwähnt; der dritte Heinrich
wird auch hier nicht genannt, wahrscheinlich war er noch zu
jung, wie er denn überhaupt erst. 1278 in der Schlacht bei
Dürrnkrut zum ersten Mal erscheint. Sodann lernen wir den
Namen der Gemahlin Ottos von Gutrad, nämlich Kunigunde,
kennen; sie müßte eine Tochter der Mechthildis gewesen sein,
was mit dem Testament in Widerspruch zu stehen scheint. Aus
der Art, wie Otto von Perchtoldsdorf und Otto von Frauenburg
neben Otto von Gutrad und Friedrich von Liechtenstein, deren
Siegel sämmtlich der Urkunde angehängt werden sollen, erwähnt
werden, möchten wir fast schließen, daß auch wenigstens der
letztere ein Schwiegersohn Heinrichs war. Wer ist aber dieser
Otto von Frauenburg, dem wir nur noch einmal in einer Ur
kunde vom Jahr 1275, worin ihn Friedrich von Liechtenstein
„affinis meus“ nennt, unter diesem Namen begegnen? Wenn
eine Vermuthung zulässig und wenn anders dieser Urkunde Ver
trauen zu schenken ist, so dürfte vielleicht hier Otto von Licchten-
stein-Mnrau gemeint sein, der sich allerdings nach dem damaligen
Wohnsitze seines Vaters, Frauenburg in Steiermark, also nennen
konnte. Dieser Otto war in erster Ehe mit einer uns unbekannten
Agnes, die demnach eine Tochter Heinrichs I. wäre, vermählt,
in zweiter Ehe hatte er aber eine Stieftochter eben jenes Otto
von Perchtoldsdorf und Tochter der Eufemia von Kncnring zur
Gemahlin, nämlich Adelheid von Pottendorf.
Uebersichtlich würde sich demnach die Familie Heinrichs, wie
ans der folgenden Seite zu ersehen, darstellen; doch gestehen wir
unsern Zweifel an der Richtigkeit der Angaben, die ans der
Heiligenkreuzer Urkunde beruhen, und werden sie deßhalb auch in
der Hanpttafel (Beil. IV.) hinweglassen.