Volltext: Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein

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darnach Ottokar wirklich als Bewerber um Oesterreich die Gränze 
überschritt, eilten ihm viele der Landherren entgegen, die Stadt 
Wien nahm ihn bereitwillig ans und noch im Jahr 1251 ani 
12. December konnte er zu Neuburg als anerkannter Herzog die 
erste allgemeine Landesversammlung halten. Im nächsten Jahre 
suchte er dann noch für seine neuerworbene Hoheit eine rechtliche 
Begründung in der Heirath mit Herzog Friedrichs Schwester, 
der verwittweten Königin Margaretha. 
So lautet die gewöhnliche Darstellung dieser Begebenheiten, 
für welche die ausführliche Erzählung in Ottokars Reimchronik 
die Grundlage bildet '). Aber grade die Betheiligung Heinrichs 
von Liechtenstein und was wir sonst aus dieser Zeit von ihm 
wissen, läßt Zweifel an der vollen Richtigkeit auskommen. Der 
Tag von Trübensee und die Gesandtschaft werden in das Jahr 
1251 gesetzt und können, wenn überhaupt, auch wohl nicht gut 
vor dem Tode Hermanns von Baden, der auf den 4. October 
1250 fällt, stattgefunden haben. Aus dieser Zeit also — denn 
das geht aus dem Zusammenhang der Erzählung hervor — 
stammten die ersten Bemühungen des Böhmenkönigs, seinem 
Sohne Ottokar die Herzogswttrde von Oesterreich zu verschaffen, 
aus dieser Zeit die ersten Anknüpfungen mit dem österreichischen 
Adel, insbesondere die erste Verbindung Heinrichs von Liechten 
stein mit König Wenzel und Markgraf Ottokar und seine Ver 
dienste insbesondere um den letzteren. Diesem widersprechen aber 
zwei Urkunden aus dem Jahre 1249, welche schon um diese Zeit, 
also mindestens zwei Jahre früher, eine enge Verbindung des 
Liechtensteiners mit dem böhmischen Königshause bezeugen und 
sogar auf vorausgegangene Beziehungen schließen lassen. Diese 
Urkunden beziehen sich auf die reiche Schenkung, welche Markgraf 
Ottokar mit der höchstbedeutcnden mährischen Herrschaft Nikols- 
bnrg an Heinrich von Liechtenstein machte, eine Schenkung/ die 
«) Pez III. 26 ff.; cf. ib. II. 727, 728; Lichnowsky I. 176 ff. 
S. auch Böhmer, Fontes rerum German. I., 284 (Joh. Victoriensis), 
wo anstatt Heinrich v. L. Ulrich genannt wird. 
Falke. Liechtenstein. 18
	        

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