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jetzt so leicht, sie fühlte es kaum auf dem Rücken. Ab
und zu flatterte ein Vogel, aufgescheucht durch ihren
Schritt, auf und erhob sich kreischend. Sonst war es still,
unheimlich still. Der Sturm rüttelte an den Bäumen,
daß es in den trockenen Asten knarrte; gerade dieses
Wegstück durch den dunkeln Wald liebte Gretli nicht
sonderlich in der Dunkelheit. Bald mußte der Bildstock
konnnen, hier dicht am Wege; sie war nicht mehr weit
davon, deuchte es Gretli; da wollte sie ein Vaterunser
sprechen und sich nochmals dem Schutze des AllerKöchsten
empfehlen.
Welch ein schwarzer, unheimlicher Schatten rannte
da vor ihr her? Gin kurzes, stoßweises Bellen wurde
hörbar.
Gretli erschrak. War das vielleicht der vielgefürch-
tete Alushund mit dem großen, leuchtenden Auge mitten
auf der Stirn, der zur Herbstzeit durch die Wiesen und
Wälder der Alpe streift und Mensch und Getier be
unruhigt ?
„St. ?>oder, bitte für uns!" flehte das Mädchen in
seiner Herzenseinfalt; die Anie zitterten ihm, die Augen
schloß es vor Angst, wollte es doch den unheimlichen
Hund gar nicht sehen, jm dürren Laub rauschte und
raschelte es; wieder war das kurze Bellen zu vernehmen,
doch jetzt schon etwas weiter entfernt. Da schlug Gretli
die Augen zagend auf. Trotz der Dunkelheit erkannte
sie, daß sie nur noch zwei Schritte vom Bildstocke ent-