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sich da an, wo die Malten aufhörten; die hohen Berg
köpfe ringsum, soweit das Auge blickte, waren von
Waldungen bestanden, mit denen grüne Watten ab
wechselten. Aus dem Tale heraus drang das Rauschen
der wilden Samina, die dort jäh abfällt und ihren
rasenden Laus durch ein Bett nimmt, das von großen
Steinblöcken, die über- und nebeneinander stehen, oft
hochaufgetürmt, gebildet ist.
Das Mädchen stieß im Weiterschreiten noch ein paar-
fröhliche Juchzer aus, die den Sennen aus seiner Hütte
locken sollten. Der Aloys trat auch heraus, strahlend
mit dem ganzen Gesichte; die wohlbekannte Stimme
der Ankommenden klang dem in der Einsamkeit sau
senden wie Glockenklang in das Mhr.
„Grüß Gott, Gretli!"
„Grüß Gott, Aloys!"
Sie schüttelten sich derb die Hände; treuherzig sah
das Mädchen dem stattlichen Burschen ins Gesicht. Ts
reichte ihm kaum bis zur Schulter. Grade und schlank
gewachsen war der Aloys wie eine junge Fichte. Der
Aopf, der gar viel Ähnlichkeit mit dem des Vaters
^jakob Stöß hatte, ruhte auf männlich breiten Schultern.
Dichtes Blondhaar umrahmte die hohe Stirn; große,
blaue Augen strahlten sowohl Gutmütigkeit als auch
eine feste Tatkraft aus; eine scharfgeschnittene Nase
hob sich vorteilhaft aus dem sonnverbrannten Antlitz
ab, das im allgemeinen eckig war; die Wangen waren