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Föhren und Lärchen drang ein Stückchen Himmelsblau;
meinte inan nicht, dort geradeswegs in den Himmel
zu schauen?
Am liebsten aber lag sie in den Wiesen. Welch
eine Fülle an Schönheit und Fracht bietet eine Alpen
wiese! Da blüht und düstet es, da schillert und sunkelt
es in den hundertfachsten Farben, in allen Größen, in
allen Formen. Wer zur Sommerszeit eine blühende
Alpenwiese betritt, der bricht in einen Freudenruf aus;
seine Augen können sich nicht sattsehen an der Farben
pracht der herrlichen Blumen; seine Hände möchten
inimerfort greifen und pflücken! Dann bemerkt er hier
eine köstliche Blüte, die er noch nie zu sehen vermeint
hat, dann dort ein seltenes Hälmchen oder Blümchen;
und wer sich ein wenig Sinn für die Natur bewahrt
hat, der bricht immer wieder in neue Iubellaute des
Entzückens aus.
Gretli liebte die Blumenwiesen über alles. Da
hinten auf Silum, dort, wo die niedrigen Heuställe
stehen mit ihren überhängenden Holzdächern, die zum
Schutz und Trutz gegen den rauhen Sturmwind mit
großen Steinblöcken beschwert sind, da war eine solche,
die ihresgleichen nicht zuin zweitenmal aufzuweisen hatte.
Die liebte Gretli fast mehr als ihr Leben. Große
Sträuße, daß die kleinen Hände sie kaum zu fassen ver
mochten, hatte sie heimgebracht und die Stube der
Bäuerin damit geschmückt. Anna Stöß schüttelte wohl