Volltext: Die Hexe vom Triesnerberg

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seinem fauligen, moderigen Geruch als traurige Ab 
wechselung. 
Auch dem alten Pfarrer liefen die Augen über in 
der Erinnerung des Gesehenen. 
Wie ruhig und ergeben war das Mädchen gewesen! 
Bei seinem unerwarteten Eintritt war ein freudiges 
Leuchten über das schmale, eingefallene Gesichtchen ge 
gangen. 
„Ihr, Herr Pfarrer, Ihr?" 
Dann kam der wunde Blick aus den großen, todes 
traurigen Augen. 
„Glaubt auch Ihr, daß ich eine Hex' bin und Hexerei 
getrieben habe?" 
Beide Hände hatte er zugleich ergriffen und das 
arme, duldende Aind an sich gezogen. Schmerzlich be 
wegt hatte er ihr in die bangfragenden Augen geblickt, 
sekundenlang, dann hatte er ernst das Haupt geschüttelt. 
„Du bist keine Hexe, Gretli; nur ein armes, armes 
Aind bist du." 
„Dank, Herr Pfarrer, für dieses Wort! CD, wie 
mich das froh macht!" 
In leisen, klagenden Worten erzählte sie ihm von 
ihren Leiden. Was hatte sie schon alles erdulden müssen! 
So grausam waren die Menschen, o, so grausam; ihren 
zarten Aörper hatten sie auf die Folter gespannt, daß 
ihr jeder Anochen krachte und jede Muskel schmerzte. 
Die gräßliche Aual sollte ihr das Geständnis erpressen,
	        

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