22 §
Anna Stof legte ihm die Arme um den Hals; ihre
Tränen benetzten ihm die gebräunten Wangen. Wie ihr
sein Kammer das Herz zerriß I
Tinen kurzen, harten Aampf kämpfte der alte Stoß.
Dann trat er mit schwerfälligen, wuchtigen Schritten
näher, legte dem Sohne seine schwielige Rechte auf das
blonde Haupt und sagte in feierlichem Tone:
„Bub, Gott ist mein Zeuge für den Schwur, den ich
jetzt tu'. Sollst das Gretli zum Weibe haben, Bub, so
es Gottes Wille ist, daß seine Unschuld an den Tag
kommt und es aus dem Gefängnis entlassen wird; kein
Wort will ich dagegen reden, so wahr ein Gott im
Himmel ist und ich Jakob Stoß heiß'!"
Dann wandte er sich schnell ab und schritt aus der
Stube; aber sein bisher so gerader Nacken war auf
einmal ganz krumm gebogen.