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Die Stina senkte den Aopf und schwieg. Ihr war
alles ganz wirr hinter der Stirn. Am Morgen hatte
sie am Fenster gestanden und gerade das Gretli zurück
kommen sehen. Da war sie mit einem Satz aus dem
Hause gesprungen und hatte das Gretli angerufen und
in atemloser Hast gefragt, ob der Aloys nun wieder ge
sund sei? Das Gretli hatte es bejaht, einsilbig, wort
karg, und hatte immer so verlegen und scheu getan.
Dann hatte sie auch von dem Unwetter erzählt, aber
alles in einem so merkwürdig verlegenen Ton, und
ihr Gesichtchen war so tieftraurig dabei gewesen. Und
doch hatten die großen, dunkeln Augensterne plötzlich
einen solchen Glanz bekommen, ein seliges Leuchten war
darüber gegangen, um aber ganz schnell wieder zu
verlöschen.
Das ging der Stina den ganzen Tag nicht aus dem
Aopfe. Die nachtschwarzen Gedanken waren wieder da,
ärger noch als zuvor und quälten sie wie mit teuflischem
Behagen. Ts war, als wenn eine boshafte Stimme ihr
immerfort in das Mhr geflüstert hätte:
„Das Gretli liebt den Aloys, und der Aloys liebt
das Gretli, und wer weiß, was beim Unwetter ge
schehen ist?"
Das narrte und quälte sie und bohrte in ihrem
Kerzen. Das stolze Siegesbewußtsein, der Stolz auf ihre
schöne, kräftige Gestalt war ganz eingeschrumpft, nur
die quälenden Zweifel waren geblieben.