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das Gehirn; da lernte sie alle Dualen der Eifersucht
kennen. Zwar reckte sie ihre üppige Gestalt und sah voll
Stolz an ihr herunter, die konnte doch der Aloys un
möglich verschmähen, um sich dagegen an das schmäch
tige Ding, das Gretli, zu hängen; das war ja nicht
denkbar; so viel gesunden Menschenverstand und so viel
Schönheitsgefühl traute sie dem Aloys doch wohl zu,
daß er mit seinen gesunden Augen sah, wo Schönheit
und Araft steckte. j)ah, was war das Gretli mit der
schmächtigen Gestalt und dem bleichen Gesicht neben
ihr? Das einzige Schöne an dem kleinen Ding waren
die Augen, die großen, schwarzen Augen, das gestand
sie schon ein. Aber ob der Aloys denn über den Augen
alles andere vergaß?
j)ah, nicht zu denken wär' es gewesen!
Dennoch wurde sie die geheime Angst nicht los.
Da steckte sie sich hinter Zos Rüdi.
„Vater, Zhr habt es gehört, auf Nialbun ist der
Aloys krank; da wäre es an der Zeit, daß Zhr ein
mal schauen gingt, wie es um ihn steht. Das ist nicht
mehr wie Christenpflicht."
Zos Rüdi blinzelte mit den Augen und sah seine
große, stattliche Tochter mit verschmitztem Lachen im
Gesicht an.
„Nur Christenpflicht, Stina? Nieinst du wirklich,
nur aus Christenpflicht sollt' ich nach dem Aloys
schauen?"