Volltext: Die Hexe vom Triesnerberg

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Wieder rollte Perle um Perle an der Schnur des 
Rosenkranzes herunter. 
„Der du im Garten für uns Blut geschwitzet hast,— 
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns arme 
Münder jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen." 
Die Lippen bewegten sich zu andächtigem, heißem 
flehen; die Augen waren unverwandt auf die kleine 
Leidende gerichtet. 
In dem alten, uralten Schrein mit den kleinen, vier 
eckigen Scheiben, hinter denen blanke Tassen und Aan- 
nen, zinnerne Teller und messingene Leuchter prunkten, 
bohrte der Holzwurm. Eintönig war das Geräusch, bald 
lauter, bald wieder leiser, fast verhauchend. Draußen 
schlug der große Aettenhund ein paarmal ein kurzes, 
heiseres Bellen an, es war ihm wohl kalt in der rauhen 
Winternacht. 
Sonst alles still, wie ausgestorben. 
Gretli fuhr oft wie aus schweren Ängsten auf, dann 
kroch ihr ein Schauer wie von dumpfer Müdigkeit über 
den Rücken. Die Gedanken kamen und gingen; sie kreuzten 
sich in buntem Wirbel hinter der weißen Mädchenstirn. 
Was der Aloys wohl da weit hinten in Malbun 
treibe? <Db er auch an Hochzeit denke und an die 
Stina Rüdi? 
Bauer Stöß war noch nicht bei ihm gewesen; der 
Weg war ihm jetzt zur Schneezeit zu beschwerlich; er 
hatte den Gang noch aufgeschoben.
	        

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