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sein hochsel. Bater Fürst Alois i. I. 1848 in Aussicht gestellt hatte,
nämlich eine neue Verfassung.
Durch dieselbe wurde den Vertretern des Volkes im Landtage
eine größere Einflußnahme auf die Gesetzgebung und aus die innere
Verwaltung des Fürstentums zuerkannt. Auch in Bezug aus die
Organisation der Staatsbehörden wurde dem Wunsche der Bevölke
rung dadurch entsprochen, daß die oberste Verwaltungsbehörde inner
halb des Landes verlegt und das Gerichtswesen von der Verwaltung
getrennt wurde. In dem Aktenstücke, durch welches Seine Durchlaucht
dem Lande diese hochherzige Gabe überreichte, wurde die Erwartung
ausgesprochen: „Die Bevölkerung Unseres Fürstentums werde wie
bisher in Treue und Anhänglichkeit zu Unserem Fürstenhause ver
harren und durch bethätigtes Vertrauen die Bestrebungen der Regierung
in der Förderung des Gemeinwohles unterstützen."
Im Jahre 1866, in den Tagen des Preußisch-Österreichischen
Bruderkrieges, hatte unser Völklein abermals die Freude, seinen
Landesvater in seiner Mitte zu haben, und zwar diesmal aus mehrere
Wochen, während welchen er sich ans Schloß Gutenberg aushielt und
von dort aus die einzelnen Ortschaften und die Alpen besuchte.
Da infolge des eben erwähnten Krieges der deutsche Staaten
bund sich auslöste, ward auch Liechtenstein seiner Bundespflichtcn
ledig. Es wurde daher das Kontingent, das aus besonderes Ver
wenden des Fürsten nicht aus den deutschen Kriegsschauplatz, sondern
zur Tiroler Landwehr auf das Stilsserjoch geschickt worden war, für
immer seines Dienstes entlassen. Der Anschluß an irgend einen
Staatenbund wäre für das Ländcben bei der gegenwärtigen politischen
Lage eine Unklugheit gewesen. Eingeschlossen zwischen zwei keineswegs
eroberungssüchtigen Staaten, Österreich und. der Schweiz, sindct es in
seiner Kleinheit auch seine beste Sicherheit.
In unserem jetzt regierenden Fürsten verehren wir einen Lan
desvater im besten Sinne des Wortes, der seinem Lande weit mehr
Sorge zuwendet als irgend einer seiner Vorgänger aus dem Fürsten
throne. Unter ihm hat das Land aus allen Gebieten der Kultur einen
ungeahnten Aufschwung genommen, und seine Regierungszeit wird
einst mit goldenen Buchstaben in die Annalen unserer vaterländischen
Geschichte eingetragen werden. Welch ein Unterschied zwischen 1858
und 1894! Was ist nicht in diesem kurzen Zeiträume für das öffent
liche Wohl, für das leibliche und geistige, in diesem kleinen Lande