44
durch den Kulmen hindurch nach Masescha.
Die anschließende Druckleitung ist zirka
2000 m lang und mündet südlich Vaduz in
die Zentrale. Die 3 Freistrahlturbinen haben
eine Leistung von 13500 PS. Die Rohr
leitungen wurden mit Rücksicht auf das
Landschaftsbild eingedeckt. Man kann wohl
sagen, daß hier keine Kosten gescheut wur
den, um die Natur vor einer Verunstaltung
zu bewahren. Als störend könnten wir
höchstens die Betonfläche der Wasserfassung
empfinden. Durch die Kleinheit der Anlage
kann sie jedoch keine dominierende Rolle
spielen. Hingegen gewinnt das Saminatal an
Reiz durch das Seebecken.
Die rasche Wandlung unserer Landschaft
wird uns wohl am besten durch die intensive
Tätigkeit im Wohnungs- und Industriebau
bewußt. In wenigen Jahren sind ganze
Dorfteile neu entstanden und aus aufge
lockerten Bauerndörfern sind geschlossene
Ortschaften mit Geschäftsstraßen und Indu
striebezirken gewachsen. Ohne steril am frü
her Vorhandenen festhalten zu wollen,
müssen wir feststellen, daß nicht alles, was
hier neu entstanden ist, bodenständig und
naturverbunden wirkt. Die natürliche Ent
wicklung soll weitergehen, aber der Charak
ter sollte sich nicht ändern. Unsere Archi
tekten haben hier als Mitgestalter der Land
schaft eine große Verantwortung übernom
men. Im allgemeinen können wir sagen, daß
sie sich dieser Verantwortung bewußt sind.
Die Regierung hat in der Naturschutzkom
mission ein beratendes Organ geschaffen.
Diese kann natürlich nicht alle Pläne prü
fen. Sie wird aber in zweifelhaften Fällen
und bei exponierten Bauten zur Begutach
tung beigezogen.
Unsere heutige Landschaft ist gegenüber der
ursprünglichen und unberührten mannig
faltiger und abwechslungsreicher geworden.
Dort, wo sie nicht verunstaltet wurde, wo
die von Menschenhand geschaffenen Werke
und Anlagen sich harmonisch in das Land
schaftsbild einfügen, zeigt sie sich mitsamt
ihren Kulturwerken schöner und reicher.
Die rasche technische Entwicklung birgt
aber für die Zukunft Gefahren in sich. Das
Verantwortungsbewußtsein mahnt uns des
halb, zum Rechten zu sehen, denn wir alle
sind Treuhänder unserer Landschaft. Was
uns anvertraut ist, wollen wir hüten, was
gut ist, bewahren und was schädlich ist,
ausmerzen. Es handelt sich ja um nichts Ge
ringeres als darum, wie wir unsere Heimat
dereinst den kommenden Generationen hin
terlassen wollen.