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Der rechte Handschuh des Hausvaters war ursprünglich mit demjenigen
des Wehrfähigen ident. Wie anders wäre zu erklären, warum sowohl die
hausväterliche Gewalt als auch die Wehrfähigkeit als Vorwände gegen
die politische Berechtigung der Frau galten und sowohl hausväterliche
Bestimmungen als auch die Wehrfähigkeit den Mann politisch
berechtigte. Die Person des "ganzen Mannes" vereinigte eben diese
beiden Gewalten in seiner rechten Hand. Der Begriff des ,Patriarchats"
bezeichnet konkret diese politische Herrschaft der Hausváter und
Wehrfáhigen im System der Mánnerherrschaft.
Der Handschuh vermag die Geschichte der auf Gewalt begründeten
männlichen Herrschaft, wie auch jene der Emanzipation von Frau und
Mann, historisch und didaktisch zu beschreiben.
Sowohl das rómische ,Manus" als auch das germanische ,Munt"
bedeuten Hand, Macht. Die rechte Hand des Hausvaters, welcher die
hausváterliche Gewalt ausübte, war auch die Hand des Wehrfáhigen am
Griff der Waffe. Diese Hand steckte seit dem Hochmittelalter in einem
Fingerhandschuh, welcher sowohl im Recht und Brauchtum des
Hausvaters als auch des Wehrfáhigen eine wichtige Rolle spielte.
Wie Hórige wurden auch die unter dem Munt des Hausvaters stehenden
Tóchter mittels Handschuh verkauft. Verlobung war Brautkauf und die
Trauung war „Ausführung der Bestimmungen der Verlobung". Inhalt der
Verlobung war die Übergabe der Gewalt (Munt - Hand; Bevormundung,
Schutz) mittels Handschuh. Wenn der Bräutigam um "die Hand der
Tochter” anhielt, ging es um die Hand (Munt) des Vaters, die durch den
Handschuh übergeben wurde, womit eine „Eigentumsübertragung“
stattfand.
2. Die Emanzipation von Frau und Mann
2.1 Die Emanzipation der Frau
Die Emanzipation bezeichnet etymologisch „aus dem Mancipium geben"
d.h. aus der väterlichen Gewalt (Hand) zur Selbständigkeit,
Selbstverantwortlichkeit und Mündigkeit entlassen. Über die
Frauenemanzipation, im Zuge der französischen Revolution 1789, der
Bürgerlichen Revolution 1848 und der Neuen Frauenbewegung seit
1968, kann ich aus zeitlichen Gründen nicht eingehen, möchte jedoch an
dieser Stelle zwei bedeutende Frauen erwähnen, die eine
Lebensfreundschaft verband und welche in meinem liechtensteinischen
Heimatdorf Schaan ihre letzte Ruhe fanden.