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Der Duellhandschuh
Auch beim Duell galt der geworfene Handschuh als Auftakt. Wollte der
Mann nicht seine Ehre - als Offizier oder höherer Beamter gar seinen
Beruf - verlieren, musste der Handschuh aufgenommen werden.
Trotzdem fühlten sich Männer aus freien Stücken zum Duell berufen.
Das Duell galt als „Manifestation des männlichen
Geschlechtscharakters, der männlichen Persönlichkeit” (Ute Frevert,
Ehrenmänner, 1991, S. 227.) Oft wurden Fehdehandschuhe deshalb
geworfen, um sich in Szene zu setzen. Männliches Imponiergehabe
suchte als bevorzugte Orte, an denen Duelle verabredet wurden,
„gesellige Veranstaltungen, Bälle, Tanztees, private Festlichkeiten, auf
denen sich beide Geschlechter mischten." (Ebd., S. 228) Frauen sollte
ein bleibender Eindruck der Maánnlichkeit vermittelt werden. Bei
tódlichem Zweikampf aus ,Anlass" einer Frau hatte diese massive
Vorwürfe ,und im schlimmsten Fall, soziale Achtung zu gegenwártigen."
(Ebd., S. 229) Frauen waren die eigentlich Leidtragenden der
mannlichen Ehrbegriffe. Durch Duelle konnten Frauen aber auch in
Schach gehalten werden, da diese stets darauf Bedacht nehmen
mussten, keinen , Grund" für ein auch aus geringstem Anlass mógliches
Mánnerduell zu liefern und auf ,ihre Ehre, bzw. das, was aus männlicher
Sicht dafür galt" (Ebd.) zu achten. Habe doch die Frau ,keine
selbstándige Ehre, weder politisch noch sozial, sie hat Teil an der des
Mannes." (Zit. 1889, in: Ebd., 230.)
Als der Degen nicht mehr zur Alltagskleidung gehórte, wurden Duelle
ôfters mit Handschuh und Pistolen ausgetragen. Es liegt eine Kontinuität
des Handschuhs bis hin zum Griff der Vorderlader-Pistole vor. Als
Schutz vor dem Zündfunken wurde an der rechten Hand ein Handschuh
getragen. Später traten die Kontrahenten in „schwarzem
Gesellschaftsanzug" auf, zu dem auch Handschuhe gehörten. Auch die
häufigste Uhrzeit des Geschehens spricht später bei den Hinterladern
und Revolvern für Handschuhe: meist im Morgengrauen, wann es noch
kühl ist.
In der Waffensammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien und im
Schattenburg Museum Feldkirch finden sich Duell-Perkussionspistolen-
Paare aus dem 19. Jh. ,Kassetten mit Duell- und Scheibenpistolen
gehórten nach 1800 zum modischen Besitz des vornehmen Mannes."
(Kunsthistorisches Museum Wien, Fuhrer, 429.) 1906 war das
Pistolenduell gar eine Olympische Disziplin. Der Gegner war allerdings
eine Schaufensterpuppe. (Neue VN, 10.5.2017, S. 6.) ,Duellierende"
Männer und Nationen gibt es, im übertragenen Sinn, bis heute. Ziel des
Duells war, nach Ute Frevert, „die Versöhnung der Streitparteien“, was
auch direkt durch eine Entschuldigung, verbunden mit einer