IDPA Gesellschaftsspaltung durch Neutralität
Anhänger anzuwerben, was oftmals auch gelang. Die Neumitglieder waren überwiegend
Personen, die sich nicht konkret für eine politische Richtung entscheiden konnten und daher
leicht mit etwas Überzeugungsarbeit für sich gewonnen werden konnten. Auslöser für diese
Beeinflussbarkeit dürfte unter anderem auf die damalige Schulbildung zurückzuführen sein. In
der Sekundarstufe wurde nämlich keine Art von politischer Bildung vermittelt, wie aus
Gesprächen mit Zeitzeugen hervorgeht.
2. Massnahmen des Staates gegen den Nationalsozialismus
Als der Nationalsozialismus in Liechtenstein immer mehr zur Bedrohung wurde, griff die
Regierung zu besonderen Vorkehrungen, um eine bevorstehende Machtübernahme unmöglich
zu machen und somit einen Anschluss an das Dritte Reich zu verhindern. Die Massnahmen
zeigten bald Wirkung, denn die nationalsozialistische Partei Liechtensteins verlor somit an
Einfluss und musste sich aus der Politik zurückziehen.
2.1 Die 18% Sperrklausel des liechiensieinischen Landiags
Auf Vorschlag von Regierungschef Josef Hoop wechselte der
liechtensteinische Landtag am 18. Januar 1939 vom Majorz-
zum Proporzwahlrecht, um sich vor dem aufkommenden
Nationalsozialismus schützen. Parteien mussten nun eine Hürde
von 18% der Stimmen überwinden, um ein vollständiges
Mandat im Landtag zu erhalten. Somit wurden gezielt die
beiden grossen Parteien FBP und VU gestärkt, während es für
kleine Parteien wie die VDBL nahezu unmöglich wurde, sich Abbildung 5: Regierungschef Dr.
iur. Josef Hoop
einen Sitz im Parlament zu sichern (Marxer, 2014, S. 5-6). www.landtag.li
,Die Regierung verfolgte damals stets dieselben Ziele [...] und zwar die Bewahrung des
Friedens und der Sicherheit." - Berta Hilti, Zeitzeugin im Interview mit M.W.
Auch wenn sich selbst zu dieser Zeit nicht jeder für die politischen Machenschaften im Land
interessierte, waren die grossen Ereignisse der Bevólkerung stets ein Begriff. Berta Hilti war
damals zwar noch relativ jung aber sie weiss, dass die Aktivitäten von vielen, unter anderem
ihren Eltern, genau mitverfolgt wurden. Politik war damals vielerorts ein Tabuthema für
Kinder, doch trotzdem erhielt sie den Eindruck, dass die friedlich gesinnten Einwohner die
Entscheidungen der Regierung und des Landtags begrüssten.