Volltext: Vom Proberaum zum beliebten Kleintheater und zum renommierten Gastspielhaus

4.3 Kabarett: Beliebtheit durch Kontroversen 
Der Schlösslekeller in Vaduz ist heute der Standort für Kleinkunst in Liechtenstein. Dort hat 
sowohl die einheimische Kleinkunst- und Theaterszene als auch jene aus dem Ausland Raum, 
sich zu entfalten. Besonders beliebt sind nach wie vor Kabarettabende. 
Seit dem Kaktus erfreut das Genre Kabarett das liechtensteinische Publikum mit anhaltendem 
Erfolg; früher vielleicht noch, 
„weil man sich das in Liechtenstein einfach nicht gewohnt war. [...] Letztlich hatten wir mit unserem 
Kabarett Kaktus nur Erfolg, weil wir aktuelle Themen aus Liechtenstein 'behandelten' und weil wir 
«39 
diese ohne Scheuklappen und frech präsentierten. 
Doch es hat sich über einen längeren Zeitraum bestätigt, dass der Bezug zu aktuellen Themen 
im Land und eine gewisse Frechheit, diese zu präsentieren, beim Publikum gut ankommt. 
Dies zeigt ein Beispiel des LiGa: Dieses hat für „Das Liechtenstein Holding“ 1999 gleich 
zwei Auszeichnungen geholt.“ Während die ausländische Jury die „Volksnähe und Brisanz“ 
des Textes lobte, wurde bei der Verleihung in Liechtenstein genau das Gegenteil 
hervorgehoben, nämlich „die dringend benötigte Distanz, um das Widersprüchliche, 
Unmögliche, Abgründige, Tragische und Komische unserer Bemühungen zu sehen — darüber 
zu lachen, — oder eben nicht.^^! 
Beide hier aufgeführten Kabarettformationen konnten wáhrend ihren Tátigkeitsjahren grosse 
Erfolge verbuchen, wobei sie die Menschen im Publikum oftmals polarisierten und zu 
Kontroversen führten. Selten, aber dennoch, gab es Bemühungen, einzelne Nummern oder 
Themen aus den Kabarettprogrammen zu verbieten. Beispielsweise versuchten einflussreiche 
Persönlichkeiten die Aufführung der Nummer ,Wir suchen einen Nazi, Nazi, Nationalheld* 
des Kabaretts Kaktus zu verbieten, denn damals , hatte man nàmlich die liechtensteinische 
Geschichte in der Zeit des Nationalsozialismus noch nicht aufgearbeitet.* Auf der anderen 
Seite ist es das Publikum, welches in gewisser Weise mitbestimmt, was gespielt wird: ,, Man 
musste immer aufpassen, was man sagte, dass man sich's nicht mit allen verscherzt, 
andererseits hat man keine Kontrolle darauf, sie picken sich einfach heraus, was sie wollen.^? 
39 Vgl. Transkript zum Interview mit Josef Biedermann vom 27.03.2015. 
40. Ospelt 2007, S. 180f. Zuerst den Fórderpreis der IBK (Internationalen Bodenseekonferenz) in der Sparte 
„Kleinkunst“ und dann den ,,Josef Gabriel Rheinberger-Preis“ des Landes Liechtenstein. 
4] Zit. in Ospelt 2007, S. 181. 
42 Vgl. Transkript zum Interview mit Josef Biedermann vom 27.03.2015. 
43 Vgl. Transkript zum Interview mit Mathias Ospelt vom 01.05.2015. 
13
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.