das ist doch unritterlich, den Feind zu schmáühen! " Doch Brandis beschwichtigt: ,, Das
schadet nichts! Hált bloss die Kampfesfreude und die Begeisterung wach!‘ Der Burgvogt
steigt jedoch verárgert auf den Wehrgang und mahnt die Landsknechte, mit diesen unsittli-
chen Schmührufen aufzuhóren.!"
Ob Ulrich von Ramschwag die auf der Burg stationierten Landsknechte tatsáchlich von
ihren Provokationen gegenüber den Eidgenossen abhalten wollte, ist historisch nicht belegt.
In mehreren eidgenóssischen Quellen wurden jedoch die Kanonenschüsse und Schmährufe
der Landsknechte auf Burg Gutenberg geschildert. So schrieb beispielsweise Hans Kretz,
Vogt zu Sargans, am 4. Februar 1499 in einem Brief: ,, Ouch uf dem schloss Guottemberg,
nach bi mir, da fürend si ein wilde wis, etlich nacht durch ze plüren und bócken wie kel-
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Kaspar Frey schilderte in seiner Chronik, dass etwa 200 Landsknechte auf Burg Gutenberg
stationiert waren und die eidgenóssischen Truppen beim Vorbeiziehen beschimpften und
beschossen: ,, Als sy (die Eidgenossen) nun hie dissenthalb Guottenberg nider zugent, da
warend uff dem schloss bi 200 landsknechten, mitt lutter stimm und heitteren worten
schriende: ,O yr kuekyer, ir kuekyer, war wird ir.' Und liessend hiemitt ir buchsen uff die
Eidgnossen abgan. ^? Das Wort ,kuekyer* bedeutet Kuhschünder oder Kuhsodomist, was
auf die báuerliche Herkunft der Eidgenossen abzielte. ^?
Frey schrieb noch von einer weiteren Provokation der schwäbischen Landsknechte, wobei
sie ein Kalb als Braut verkleideten und den Eidgenossen zuriefen, sie bräuchten nun noch
einen Bräutigam: „Sy satztennd einem kalb ein tuechly uff, fuorten das by dem schwantz,
dantzent zuo den Eidgnossen, schriende, sy soltend inen den bruttman schicken, dan die
brutt were bereidt.
Aus eidgenóssischer Sicht werden diese Schmáhrufe und Kanonenschüsse als Grund für
den Ausbruch des Schwabenkriegs angesehen. So wird beispielsweise in der Freiburger
Chronik berichtet, dass sich die Eidgenossen diese Provokationen nicht mehr länger gefal-
len lassen wollten. Sie wollten sich ,, zit der hand rechen und inen um ir lójen, bleren und
scharren iren lon geben, und so thorlich nit uss dem feld züchen. [...] Dasselb aber ettlich
17 Vg]. Minst, 1925, S. 31f.
!* Büchi, 1901, Aktenstück 41, S. 24f.
1? Gutmann, 2010, Schwabenkriegschronik des Kaspar Frey, S. 805
1? vgl. Schoch, 1910, Glossar, S. 37
"2! Gutmann, 2010, Schwabenkriegschronik des Kaspar Frey, S. 806
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