bei der Umsetzung von Schulprogrammen sein. Angemerkt sei, dass zumindest der Termi-
nus „Schulprogramm“ selbst — trotz früher Einführung seiner Instrumente — vermutlich eher
nicht im pädagogischen Alltagsvokabular der liechtensteinischen Lehrkräfte verankert ist??.
3.3.5 Neues Verständnis von Schulleitung
Insbesondere auf Ebene der Personalentwicklung spielen qualifizierte Schulleiterinnen und
Schulleiter eine zentrale Rolle im Schulentwicklungsprozess.
Rolff (2000, S. 204f) zeichnet den Paradigmenwechsel der Stellung der Schulleitung von der
traditionellen Form der „hervorgehobenen Lehrperson“ als „primus inter pares“ zu einem
Schulleitungsmodell im „Steuerkreis“ zwischen „Führung“, „Management“ und „Moderation“
nach. Schulleitung umfasse das komplette Dreiecksverhältnis dieser drei „Handlungsdimen-
sionen“ in einem dynamischen Steuerkreis, bei dem es „Überlappungen und Rückkoppelun-
gen" gebe (ebd., S. 206). Dieser Paradigmenwechsel lásst sich auch in Liechtenstein sehr
gut nachzeichnen, wie hier an spáterer Stelle im Rahmen der zeitgeschichtlichen Analyse
ersichtlich werden soll (vergl. z.B. Kapitel 5.2.2.).
Huber führt in seinem , Handbuch für Steuergruppen" (Huber 2009) eine Reihe empirischer
Studien im Bereich ,school-effectiveness" *! an, bei denen das Schulleitungshandeln zu den
zentralen Schlüsselfaktoren guter Schulen gehórt. In der dabei beispielhaft angeführten Me-
tastudie des „Institute of Education" der Londoner Universitát wird der Schlüsselfaktor ,pro-
fessionelles Schulleitungshandeln" u.a. mit folgenden Attributen versehen: ,entschieden und
zielorientiert", .Mitbeteiligung anderer an Leitungsaufgaben', ,echtes Delegieren von Füh-
rungsverantwortlichkeiter", ,engagiertes Interesse für und Wissen um das, was im Unterricht
geschieht" (Huber 2008, S. 72).
Mitbeteiligung und Kooperation tauchen in der einschlágigen Literatur immer wieder als Ge-
lingensfaktoren von Schulleitung auf (z.B. Kansteiner-Schänzlin 2002, S.47, Bauer K. 2008,
S.839 f, Huber 2009, S.45, 2011, S. 85 f, Lindemann 2013, S.84,). Kooperation scheint sich
dabei nicht nur als Führungsparadigma sondern auch strukturell auf die Organisation von
Schulentwicklung niederzuschlagen. Für Kansteiner-Scháànzlin (2002, w.o.) basiert ,koope-
rative Führung (...) auf der Vorstellung, dass die Führungsfunktion dauerhaft im Miteinander
mit den Mitarbeiterinnen ausgestaltet wird und eine hohe Intensitát der Entscheidungsbeteili-
gung aufweist“. Rolff plädiert dafür, „von Schulleitung besser im Plural zu sprechen, also
Teamstrukturen zu meinen, bei denen nicht jeder alles beherrscht, wohl aber alle zusammen
50Die Durchsicht aller Internetauftritte der liechtensteinischen Schulen ergab, dass nur in zwei Fällen
ein Schulprogramm als solches ausgewiesen ist (Oberschule Eschen: www.ose.li und das Freiwilli-
ge Zehnte Schuljahr: www .zs;j.li).
*5!Die Schulwirksamkeitsforschung bescháftigt sich nach Huber (ebd.) mit den Gelingensbedingungen
für die ,gute Schule".
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