„Sie [eine Untersuchung] hat ergeben, daß es wohl einige wenige Fälle gibt, die zum
Aufsehen mahnen; man könne aber nicht sagen, daß ein konstanter Zug
steuerflüchtiger Gelder nach Liechtenstein bestehe. Insbesondere wurde auch nicht
eine Begünstigung der Steuerflucht durch das Nachbarland festgestellt. In vielen
Fällen handelte es sich um Einreisen nach Liechtenstein von Leuten, die mit dem
‚Ländle‘ irgendwie verbunden sind.‘““*“
Obwohl der Anteil von — aus der Sicht Liechtensteins — ,unpassenden“ oder ,,fehlerhaften“
Medienberichten in den drei untersuchten Jahren als verhältnismässig gering einzuschätzen
ist, kann gerade mit solchen Diskrepanzen in der Medienberichterstattung die Über-
zeugungen der verschiedenen Entscheidungsträger vom Vorhandensein eines unvoll-
ständigen oder falschen Liechtenstein-Bildes im Ausland erklärt werden.
Mit Blick auf eines der (aussenpolitischen) Ziele der Weltausstellungsteilnahmen, nämlich
„die Welt [...] auf die Qualitätsprodukte“ Liechtensteins aufmerksam zu machen, ist zudem
die Berichterstattung über die liechtensteinische Industrie von besonderem Interes se;
Je rund 15 Artikel beschäftigten sich mit allgemeinen Themen der Industrie (vor allem
464 11- . ..
Hinzu kommen weitere Erwih-
Industrialisierung) und mit einzelnen Industrieprodukten.
nungen in Artikeln, welche sich mit allgemeinen Landesbeschreibungen befassten.
Der Anteil der Industrie an der Gesamtberichterstattung ist damit ähnlich klein wie im Jahr
1977, wobei Norbert Jansen damals schlussfolgerte, dass die „geringe Beachtung der
Industrie" nachdenklich stimme, zumal ,praktisch 100 Prozent der liechtensteinischen
Industrie-Produktion“ exportiert wird." Mit rund 50% der Arbeitsplätze stellte die Industrie
dabei auch in der Zeit zwischen 1950 und 1964 der wichtigste liechtensteinische Wirt-
schaftszweig dar — was sich in der ausländischen Medienberichterstattung jedoch kaum
widerspie gelte “°°
Mit der Analyse der ausländischen Medienberichterstattung kônnen damit auch die
(aussenpolitischen) Ziele der Veranstaltungsbeteiligungen Liechtensteins zumindest
teilweise erklärt werden: Die Industrie Liechtensteins erfuhr lediglich geringe Beachtung,
sodass die Bestrebungen „die Welt auch auf die Qualitätsprodukte“ Liechtensteins
aufmerksam zu machen, nachvollziehbar ist.
462 O.V., Die Steuerflucht nach Liechtenstein, in: Der Landbote, 20.08.1952, in: LLA, SgZs 1952.
^9! Für Zitat vgl. LLA, RF 272/324, Schreiben der liecht. Regierung an den liecht. Landtag bezüglich
Teilnahme an der Weltausstellung 1958 in Brüssel, 11.03.1955.
^*' Vgl. Übersicht der Themenauswertung im Anhang IVa.
465] ansen, Image Liechtensteins, S. 116.
466 Vgl. Merki, Wirtschaftswunder, S. 296, Tabelle zu Fig. 3.
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