Masterarbeit Beat Vogt
16.3. Kantonsbibliotheken in der Schweiz
Die KBs haben nebst dem kantonspezifischen Sammelauftrag noch weitere Aufgaben. Ursprünglich
waren die meisten KBs stark wissenschaftlich ausgerichtet, der Trend geht aber hin Richtung allge-
meine óffentliche Bibliothek, z.B. in Baselland und Zug (mündliche Auskunft von Robert Barth,
05.07.2013). Die KB Graubünden hat eine Doppelfunktion ,,als Studien- und Bildungsbibliothek ei-
nerseits und als Sammelstelle aller büàndnerischen Druckerzeugnisse andererseits" (Kantonsbibliothek
Graubünden 1983, S. 3).
Treichler (2000, S. 451—452) benennt u.a. folgende Perspektiven für Bibliotheken mit regionalen
Funktionen:
e Weiterentwicklung der Kompetenzen im Kemgescháft der Sammlung und Erschliessung des
ganzen Spektrums der regional produzierten Informationen, auch im Bereich der Nonbooks
oder der elektronischen Informationen;
e Entwicklung einer kundennahen Beratungskompetenz für den Umgang mit der Materie Infor-
mation;
e Steuerungsaufgaben für das lokale Bibliotheksnetz im Sinne einer Basisversorgung auch ent-
legener Gebiete.
Ferner meint er, dass der Fóderalismus als tragende Staatsideologie der Schweiz zumindest im
deutschsprachigen Landesteil jede straffe zentralistische Regelung 1m Bibliotheksbereich verbietet.
Ausserdem werden die aus wirtschaftlichen und technischen Gründen heute nicht mehr wegzudenken-
den Verbünden die kantonalen oder regionalen Einrichtungen die landeskundliche Informa-
tionsversorgung weiterhin prágen, wenn auch mit neugestaltetem Erscheinungsbild und angepassten
Aufgaben. Ferner schátzt er nchtig ein, dass es vereinzelt zu Zusammenschlüssen kommen kann, dass
das "Bibliotheksorganigramm Schweiz" in Zukunft weniger historisch als vielmehr funktional be-
stimmt sein wird und dass die Grundlagen für eine individuelle Zukunft mit vielen Entwicklungsmóg-
lichkeiten, Kooperationen (auch über die Landesgrenzen hinweg) oder für übergreifende Projekte vor-
handen sind.
17. Nationalbibliotheken auf dem Weg ins 21. Jahrhundert
Gemäss Vitiello (2001, S. 280) scheinen NBs die einzigen Kulturinstitutionen zu sein, welche die Ar-
chivierung elektronischer Publikationen solide gewáhrleisten. Viele der für Non-Printmedien speziali-
sierten Archive sind mittlerweile an die jeweilige NB angeschlossen. Das Zusammenlaufen von Tele-
kommunikation, audiovisueller Produktionen und Medienindustrie kann. für die NBs eine günstige
Gelegenheit bieten, ihre Rolle in der neuen Informationswelt zu finden und sich zu profilieren.
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