1 Einleitung
Als der deutsche Postchef Klaus Zumwinkel am Donnerstag, den 14. Februar 2008 um 07.00
Uhr morgens vor laufenden TV-Kameras von Beamten der Staatsanwaltschaft Bochum aus
seinem Haus abgeführt wurde, ahnte noch niemand, dass dies der Beginn der wohl größten
Medienkampagne war, die Liechtenstein je erlebt hatte. Noch nie gab es so viele
Interviewanfragen, noch nie waren so viele Medienvertreter in Liechtenstein, noch nie waren
so viele Journalisten bei einer Pressekonferenz der Regierung und des Staatsoberhauptes,
noch nie wurde so viel über das Fürstentum Liechtenstein berichtet, noch nie war das
Interesse an dem Kleinstaat so hoch.
4965
3372
2973
1986
Artikel
223
gu
Abb. 1: Übersicht Anzahl Medienartikel über Liechtenstein, Dez. 2007-Márz 2008 (Quelle: SKOE!)
Die Fragen, die insbesondere in Liechtenstein nach dem ersten Abebben der
Medienberichterstattung auftauchten, waren: , Warum hat die Hausdurchsuchung zum
jetzigen Zeitpunkt stattgefunden? Die aus einer Liechtensteiner Bank gestohlenen Daten
waren ja schon über ein Jahr im Besitz deutscher Behörden.“ und „Warum ist die Aktion in
dieser Art und Weise über die Medien „gespielt“ worden?“ Denn obwohl die durch die
,Zumwinkel-Affáre" und die dadurch ausgelöste deutsche und internationale Steuer-Debatte
eine offensichtlich politische Dimension hatte, wurde sie im Wesentlichen über die
internationalen und ganz besonders über die deutschen Medien geführt und nicht auf den
etablierten bilateralen politischen und administrativen Ebenen.
An der ganzen Sache ungewóhnlich waren besonders zwei Dinge: Bei Klaus Zumwinkel
handelte es sich um einen Vorstandsvorsitzenden eines der grof3ten deutschen Unternehmen,
und das Unternehmen befindet sich zudem noch mehrheitlich in Staatsbesitz.
Auffällig waren auch die Vehemenz und Wortgewalt, mit der die Steueraffáre in den Medien
teilweise diskutiert wurde, die vielen unterschiedlichen Themen und Facetten, die mit dem
Grundproblem der Steuerhinterziehung in Deutschland plótzlich verknüpft und vermengt
wurden, oft nicht unterscheidend, ob es sich nun um ein deutsches oder ein liechtensteinisches
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