Volltext: Liechtenstein und die deutsche Steueraffäre:

7 Schlussfolgerungen 
Diese Master’s Thesis ging von der These aus, dass die Bedeutung der über die Medien 
geführten Kommunikation zwischen Staaten zunehmen wird. Staaten werden sich — zusätzlich 
zur selbstverstándlich weiterhin professionell zu pflegenden Diplomatie — zunehmend der 
Kommunikationsinstrumente und -ansátze für Unternehmen bedienen müssen, um ihre 
Interessen durchzusetzen. Konflikte wie die in vorliegender Arbeit untersuchte 
Steuerdiskussion zwischen Staaten werden zunehmen. Bei deren Bearbeitung wird die 
Bedeutung professioneller Kommunikation durch Regierungsstellen im Sinne von Agenda 
Setting und Issues Management eine immer größere Rolle spielen. Die staatenübergreifende 
Kommunikation (über die Medien) wird aufgrund der fortschreitenden Globalisierung zuneh- 
mend zu „Kommunikation in einem System“, sodass dabei in verstärktem Maße die gleichen 
Regeln wie für Unternehmen gelten. Ausgehend von diesem Thesenbündel wollte die Autorin 
in vorliegender Arbeit untersuchen, ob das Modell des „gesellschaftlichen Themenstrukturie- 
rungsprozesses von Eichhorn auch für zwischenstaatliche Kommunikation angewandt wer- 
den kann. Die Autorin hatte die Vorvermutung, dass dem so ist und wollte dies am Beispiel 
„Deutsche Steueraffäre und Liechtenstein“ untersuchen. 
Zwischenstaatliche Kommunikation hat Interessensausgleich auf friedlichem Wege zum Ziel. 
In der über die Medien geführten Kommunikation zwischen Staaten geht es daher um die 
Frage, wer sind die einflussreichen Akteure — ausschließlich staatliche Vertreter oder auch 
andere? — und wer bringt welche Themen in die Medien und beeinflusst damit indirekt die 
Agenda der Massenmedien? Die Agenda Setting- oder Thematisierungstheorie sowie das 
Issue Management beschäftigen sich mit diesen Fragestellungen, weshalb diese beiden 
Analysekategorien in vorliegender Arbeit angewandt wurden. Das Modell gesellschaftlicher 
Themenstrukturierungsprozesse von Wolfgang Eichhorn ist ein spezifisches Modell innerhalb 
der Agenda Setting-Theorie. 
Die weitere Frage lautete daher: Welche Änderungen bzw. Ergänzungen müssen vorge- 
nommen werden, um Eichhorns Modell des ,,gesellschaftlichen Themenstrukturierungs- 
prozesses" auf zwischenstaatliche Kommunikation anwenden bzw. erweitern und übertragen 
zu kónnen? Zu diesem Zwecke wurde der Fall ,,Liechtenstein und die deutsche Steueraffáre* 
als Fallbeispiel herangezogen. Die Frage war weiter, welche Anpassungen am Modell vorge- 
nommen werden müssen, zum Beispiel im Bereich der Akteursbezeichnung, um es für 
zwischenstaatliche Kommunikation anwendbar zu machen? Ist es móglich von einer gesell- 
schaftlichen zu einer transnationalen Themenstrukturierung von länderübergreifenden 
Themen zu gelangen? Ist eine solche Übertragung und Abstrahierung môglich und unter 
welchen Bedingungen? 
Im Zentrum der Überlegungen steht nicht „Wer kommuniziert?“, sondern „Welche Interessen 
sollen durchgesetzt werden, mit welchen Mitteln und gegenüber wem?“ Demnach geht es hier 
in erster Linie um die relevanten Issues, um Stakeholder Management und um die Durch- 
setzung eigener politischer Interessen. 
Das Modell von Eichhorn bezieht sich auf ein einzelnes nationales politisches System. Für 
das „System Deutschland“ ist die liechtensteinische Regierung ein externer Faktor (Gespräch 
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