Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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Koburg-Angelegenheik und haben ihn informiert. Was 
man am Telephon alles gesprochen hat, vermag ich 
nicht mehr zu sagen. 
Präsident: Haben Sie diese Koburggüter besichtigt? 
Walser: Nein. Es war die Rede davon, habe sie aber 
Nicht mehr besichtigt. Eutsausnahmen und Schätzungen 
habe' ich vorgenommen, aber die Güter, respektive die 
Güter in natura habe ich nie gesehen. 
Präsident: Sie haben dann gesagt, daß Sie-beson 
ders Vertrauen erst gewonnen hätten, als Sie^ vernom 
men hüben, daß Dr. Bollert sich süch die Sache interes 
siert. Dr.Wollert sagen Sie, sei Ihnen moralische Ga 
rantie gewesen. Haben Sie Dr. Mollert näher gekannt? 
'Walser: Ich habe mir ihn. schildern lassen von 
andern Personen» und er sei ein sehr vermögender 
!Mann. 
Vorsitzender: Es fand im Januar 1928 eine Kon 
ferenz statt bei Justizrat Dr. Bollert, nicht wahr? 
.. Walser: Ja. 
- Vorsitzender: Wer war alles bei dieser Konferenz? 
. Eisler, Schmidt. Beck, Tarbone, Justus, Bollert 
Wal 
Bor 
ser: Und ich ja. 
itzender: Was hat man da gesprochen? 
I / 
Walser:' Das kann ich nicht mehr sagen. 
Vor 
sitzender: Es würde mich speziell interessieren, 
wie die Rechtsverhältnisse in der Tschechoslowakei waren 
vorher, die zur Beschlagnahme der Koburggüter geführt 
haben. Wissen Sie, datz die Koburggüter dem Prinzen 
von Koburg beschlagnahmt worden sind, wieso sie wie 
der freigegeben werden konnten und wie man sich das 
finanziell, und rechtlich durchgedacht hat, an diesen Ko 
burggütern, die Freilegung vom tschechischen Bodenamte 
. Um Geld 'zu verdienen ? Den innern Kern dieser Transak 
tionen sollten Sie uns da klarlegen. 
Walser: Die Koburggüter sind auf Grund deÄ Ge 
setzes enteignet worden.' Auf Grund welchen Gesetzes 
weiß ich nicht mehr. . . 
Vorsitzender: sMan hat Ihnen das nicht erzählt vor 
her, . bei Eingang dieser Transaktion. ? 
,Walser:' Nein. Die ganze Welt weiß, datz die 
Tschechosiowakei. den Großgrundbesitz aus Grund , des Ge 
setzes aufgelöst hat. 
. -Präsident: Nun wenn die ganze Welt weiß,, müssen 
auch Sie es wissen^ 
-Walser: Etwas anderes weiß ich über nicht und 
dann sind doch einzelne Güter wieder nicht von den 
Abmachungen getroffen worden mit dem Staate. Ein 
zelne haben es gemacht andere nicht gemacht. Also 
Abstoßung nur von einzelnen Gebieten Md das Geschäft 
sollte darin bestehen, datz ein Rückkauf vom Boden 
amt unter 'Bildung einer Gesellschaft möglich wäre. 
. Präsident: Sind andere Güter auch auf diese Weise 
zurückgekauft worden? 
Walser: Ja. Der Name von diesen Gütern ist mir 
nicht mehr erinnerlich. 
Präsident: Noch eins, ein sehr großes. 
Warum haben dann die Koburgprinzen das nicht 
selber gemacht? 
-Walser: Die waren sozusagen ausgewiesen aus 
Tschechosiowakei, speziell der eine. 
. - - Vorsitzender: Welcher ? 
Walser: Cyrill. 
Vorsitzender: Die hätten den Moskaus nicht be 
wältigen können? 
Walser: Ausgeschlossen. 
Vorsitzender: Werner Schmidt, Carbone. Alexan 
der Justus? 
Walser: Was die früher gemacht haben, weiß ich 
nicht. 
Vorsitzender: Welche Vorarbeiten sind getroffen 
worden? Ist Geld verbraucht worden? 
Walser: Die Prinzen haben gewisse Vorschriften 
gehabt, aber Vorarbeiten für die Bewilligung der'Kon- 
zession... ? ‘ 
Sie waren zusammen mit Dr. Eisler. Dr. Eisler 
war Vertreter von ihnen? 
Weder? Man hat Ihnen dann genauen Bescheid 
gegeben über diese Vorarbeiten. Es war davon die 
Rede, datz man Werner Schmidt und Alexander 'Ju 
stus seine Verbindlichkeiten übernehme, nicht wahr? 
Walser: Ja. 
Walser: Die Verbindlichkeiten hätten erst nachher 
übernommen werden sollen. 
Vorsitzender: Aber es sind vor Abschluß des Ko- 
burggeschäftes, überhaupt bevor der Vertrag unterzeich 
net war, Wechsel begeben worden an verschiedene Instan 
zen zur Deckung von Verbindlichkeiten des Werner 
Schmidt. 
Walser: Dann sind sie zu Unrecht verwendet wor 
den. — Alexander Justus behauptet, er hätte auch 
eine Anzahlung bekommen zur Deckung seiner Verbind 
lichkeiten in der Koburgsache. 
Vorsitzender: Alexander Justus behauptet nicht, er 
sei der Bundesbank zu etwas verpflichtet, sondern die 
l-'andesbank ihm gegenüber. Trotzdem hat man ihm'ifür 
eine Million 200,000 Fr. Wechsel in die Hände gegeben. 
Walser: Er hat sie zurückgegeben. 
Weder: Einen Teil. Darauf kommen wir noch zu 
sprechen. 
Deshalb interessiert es mich, zu.wissen, ob man Ihnen 
eimvandfreie Auskunft gegeben hat. Werner Schmidt, Ale 
xander Justus haben soweit die Sache gefördert. Sind Ihnen 
Allslagen erwachsen für Förderung der Sache und anderer 
seits Vorschüsse an die beiden Prinzen? 
Walser: Das hat Dr. Eisler für Werner Schmidt und 
Justus durchgeführt ». wir haben allerdings dann die Höhe 
.dieser Verausgabungen bestritten, aber wie hoch das war und 
das alles ist, weis; ich nicht. Beck ivar seinerzeit vor mir und 
nach mir wieder in Prag. 
Weder: Sie haben dann den Vertrag nicht abgeschlossen? 
Walser: Nein. 
Vorsitzender: Welche Gewinnverteilung war ursprünglich 
geplant? Sie ivaren beteiligt mit 30-, später mit 35 Prozent. 
Walser: Ja. 
Vorsitzender: Danil haben Sie, trotzdem, der Vertrag nicht 
zustande kam, die 3 Akzepte ausgefüllt, die Ihnen Thöny 
zur Verfügung gestellt -hat, 12 Akzepte auf zusammen 
.2 000 000 Reichsmark und eines ans 125 000 Franken, das 
letzte Dr. Bollert. 
' Walser: Diese Akzepte sind nicht ausgefolgt worden, sind 
dem Treuhänder Bollert als Notar übergeben worden. 
Vorsitzender: Bollert war auch der Vertreter der In 
vesting Corporation.
	        

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