Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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will, daß sie mit Rückhürgschaft gedeckt werde, DaM kommt, 
ferner, daß bereits Verhandlungen eingeleitet wurden, daß 
eine andere Finanzgruppe die Sparkasse ablöste, dazu 
dann, datz von allen diesen Geschäften Thöny nie eine Bu 
chung traf und sich streng bemühte, datz die andern in 
der Sparkasse'beschäftigten Personen weder von seinen vie 
len Besprechungen mit Beck und Walser nichts erfuhren, 
datz er die Zahlungen an den Barmer Bankverein nicht 
buchte, datz er sämtliche in der Sache eingehenden Korre 
spondenzen bei der Bank geflissentlich gewissenhaft, wenn 
der Ausdruck in diesem Zusammenhang gebraucht werden 
kann, vernichtete oder entfernte, keinen Durchschlag der 
Bürgschaftsurkunden der Bank behielt, kurz alles tat,-was 
zur Irreführung der verantwortlichen Organe und zur Er 
haltung des einmal erzeugten Irrtums nur möglich war. 
Zudem das allein dreien bekannte Ungesetzliche ihrer 
Handlungsweise, die Kenntnis der wirklich geldlichen 
Lage des Institutes und die Unmöglichkeit, einer aus der 
Bürgschaftsübernahme erwachsenden Verpflichtung nach 
zukommen. . ^ . 
Der schon erwähnte ungehemmte Tätigkeitsdrang, 
unverständlicher Optimismus und eine gewisse Erotzmann- 
sucht ließ Lustschlösser vor den Augen Walsers entstehen, 
die er auch Thöny darzustellen vermochte. Zu seinen 
weitern Operationen in Rumänien reichten aber diy Spar 
kassegelder, über die er in Verein mit Thöny fast un 
beschränkt verfügen zu können glaubte, - dann noch nicht 
aus. 
Aus den sicherlich mehr als leichtfertigen Kreditge 
währungen war Thöny bei seinen ohnehin knappen Mit 
teln viel zu knapp geworden. Seine Machenschaften aber 
nötigteu ihn, sich um das Geld unHusehen. Dies tat 
er TUm in bewußt gesetz- und reglementswidriger Meise. 
Von früher her .schon mit Beck bekannt^ war ihm dieser 
als Helfer in der Not wieder zugeführt worden. Walser 
hatte s ich von Thöny zum Zwecke der Kreditbeschaffung 
Blankowechsel geben lassen, weil er ungeachtet der. ihm'.von 
Thöny übergebenen Fr. 15,000 für Rumänien noch wei 
ter Geld brauchte. Mit diesen Blankowechseln sollte Geld 
beschafft werden. Gleichzeitig stellte Thöny auch eine 
Bürgschaftserklärung der Spar- und Leihkasse des Für 
stentums Liechtenstein - über Fr. 1.00,000 auS, die Beck 
.erhielt, upd ihn an den ihm mittlerweile in Zürich be 
kannt gewordenen Tarbone weitergab. 
a) Alle Bemühungen Becks und TarboneSauf Grund 
dieser blanko ausgestellten WürgschaslserllSrung Geld be 
schaffen zu können scheiterten. 
b) Weitere Blankovollmacht- über Fr. 25,000 konnte 
endlich untergebracht werden. Herr Wallenstein in Paris 
erklärte sich bereit, an Tarbone ein Darlehen von Fr.' 
25,000 in englischer Währung zu geben. Dies wurde, 
auch auf Grund der Bürgschaft der Sparkasse durch 
geführt, Tarbone erhielt den Betrag und hat ihn trotz 
Kenntnis, datz seine Spesen auherordentlich. hoch seien, 
ganz für sich gebraucht und nichts davonjsan^die Bank ab 
geliefert, schon vor Beschaffung des Darlehens' hatte 
er sich mit Beck und Thöny verstanden, datz er von dem 
f Erlöse den größten Teil für sich brauche. Er hat aber 
..gar. nichts von dem Gelde abgeführt, sondern damit 
Schulden bezahlt und den Rest'als Gast' des Dolder 
Hotels in Zürich bei einem Tagesaufwafid 'hon unge 
fähr Fr. 100 verbraucht. 
Daß Thöny und Beck sich der Schädigüng der Kasse . 
voll bewußt waren und ungeachtet dieses Kenntnis, handel 
ten, mutz umso sicherer als erwiesen angenommen wer 
den, als ja Beck selbst wußte, datz Tarbone im Geld 
verlegenheit war, als das Geld.für die Sparkasse aus 
genommen wurde und ihren Zwecken hätte dienstbar 
gemacht werden müssen, und' aus der Bürgschaft heraus 
immer die Rüchahlung hätte- geleistet werden MüsseU- . 
Der Verbrauch der Gelder erfolgte zur Deckmrg 'Non 
Verbindlichkeiten der Bank, sovatz der Schaden' 'der - 
Sparkasse insbesonders bei Ueberlassung auch unr eines • 
Teilbetrages an Tarbone offensichtlich war. Es gibt Beck- 
selbst zu, sich subjektiv dessen wohl bewütztjiZewesen zu sein,' : - 
datz Verwalter Thöny bei all den geführten. Geschäften; 
insbesonders bei seinen Blankoausstellungen sich in Wi 
derspruch setzte zu dem Bankreglement und den darin 
festgelegten Bestimmungen und insbesonders war es ihm 
llar, daß er diese Blankoakzepte ausstellte, ohne dem 
Verwaltungsrat Kenntnis zu geben. 
Tarbone will zwar vorgeben, daß er gutgläubig 
gewesen sei, jedoch ist dies bei seinen Vorkenntnijseu 
und bei seiner früheren Tätigkeit ganz ausgeschlossen.' 
Bürgschaft wird nie ohne Kenntnis des Gläubigers 
übernommen. Liegt es doch im Wesen der Bürgschaft, 
die ein Uebereinkommen zwischen dem Würgen und dem 
Gläubiger ist, wonach sich der Bürge zur Befriedigung 
des Gläubigers verpflichtet, den Falk, datz der Erst 
schuldner die Verbindlichkeit nicht erfüllt, datz der Gläu 
biger bekannt ist und' bekannt sein mutz, weshalb Beck, 
der die Verhältnisse ja kannte, nicht minder aber 
auch Tarbone sich darüber vollkommen im 'Klaren fein ' 
mußte, daß es sich hier um unlautere Handelsge 
schäfte handle. . , 
Wären die Angaben Beck's richtig, dann mützten 
noch weitere Garantieerklärungen ausgestellt sein,' denn 
Beck will sich vor den- abschließenden' Verhandlungen . 
die Garantie der Landesbank herausgeben lassen, die 
er .dann wieder an Thöny zurückgab. 
- V. 
. Diese Art der Geldbeschaffung, bei der Tarbone 
den gesamten Eingang für sich selbst behielt; konnte 
Thöny naturgemäß keine Erleichterung bringen. Gs mutz 
ten daher andere Mittel gesucht und begangen werden. 
Nicht nur die Knappheit der Mittel- der -Bank, auch 
der Geldbedarf Walsers für seine Rum. Aktion schaff 
ten die dringende und unabweisliche Notwendigkeit der 
Geldbeschaffung. Walser war daran besonders interes 
siert, so hatte er sich von Thöny vier Blankoakzepte ge- 
ben lassen, damit aus dem Diskonterlös dieser Papiere - 
-ihm Geld zufließe. Deck übernahm die Papiere und-da- 
mit auch die Ausgabe, sie an den Mann zu bringen. 
Durch Vermittlung des Lombard. Simon- in Zü 
rich kam Beck zu Johann Friedrich Zwicky in Mialäns, 
dem er .einen von Walser ausgestellten, . von Thöny 
akzeptierten Wechsel über Fr. 100,000 zum Diskont'über- - 
gab. Als vorsichtiger Kaufmann erkundigte sich Zwicky 
naturgemäß um die Echtheit des Akzeptes. Thöny' be- 
stätigte die Richtigkeit. Um sich aber auch darüber zu ver 
gewissern, ob die Unterschrift auf dem. Wechsel der Zu- '
	        

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