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sagen Wolken oder nicht; das richtige Motiv, der Grund;
warum Sie so gehandelt haben. Haben Sie vielleicht jemand
Ihre Stelle zu verdanken gehabt oder waren andere äußere
Einflüsse der Grund" zu Ihrer ersten pflichtwidrigen Hand,
lung. Die Frage möchte ich präzis beantwortet wissen. Diese
Frage ist schon im Laufe der Voruntersuchung gestellt worden,
i aber nicht so scharf wie jetzt. Ich gebe zu^ daß, es für Sie
schwerer ist, heute vor den: Foruni des weitern Publikums
die Frage zu beantworten. Ich muß sie aber doch stellen, uni
zu sehen, ob Sie dieselbe heute beantworten.
Thöny: Das sind viele Worte von großer Bedeutung,
über ich kann nur sagen, daß Walser mir früher auch geholfen
^ hat, daß er vielleicht indirekt mitgewirkt hat, daß ich die Stelle
i bekommen habe. Dadurch niag es sein, daß ich vielleicht inner-
[ lief) auch gedacht habe, ich müßte ihm mehr entgegen kommen,
als einenr andern und weil er noch versprach, er werde
[ schauen, daß die Sache wegen der Zentrofag geregelt wird.
; Durch das ist mein Sträuben gegen das Unterschreiben der
\ Bürgschaft geringer geworden. Daß ich sonst unter einenr Ein
fluß einer dritten Person gestanden bin, das stimmt nicht.
Budschedl: Bei der ersten Strafhandlung, die Sie be-
\ gangen haben, haben Sie erklärt, daß Sie angenommen
[ haben, daß Walser als Kontroll-Organ nicht den Mut auf-
f. bringxn werde, die Sparkasse zu schädige». Mehr oder weniger
¡i aus diesem Motiv heraus haben Sie die Unterschrift gegeben,
I weil Sie es für unmöglich gehalten haben- daß Walser als
Kontroll-Organ so etwas unternimmt, wodurch die Sparkasse
Schaden leidet.
Thöny: Das habe ich auch für unnröglich gehalten, weil
l Walser der führende Mann in Liechtensteiin war und Mit-
L glied der Kontrollstelle war.
s Dr. Guntli meldet sich zum Wort.
Präsident: Ich kann verstehen, daß der Vertreter eines
\ Mitangeklagten, dessen Klient belastet worden ist, durch die
\ Aussage eines anderen, daß er das Bedürfnis empfindet,
\ ebenfalls Fragen zu stellen. Ich möchte das nur in dem
L Augenblicke verhindern, weil wir rascher vorwärts kommen
► und wir werden ebenso sicher alle Umstände abklären, wenn
- wir in Anwesenheit des Angeklagten Walser über die Be-
s lastung Walser's gegenüber Thöny zu sprechen kommen und
i bei dem Verhör des Walser dessen Verteidiger Gelegenheit
geben, auch den Angeklagten Thöny zu befragen.
! Dr. Guntli: Wenn der Präsident mir zusichert, daß ich
' im späteren Verfahren noch die Möglichkeit habe, den Ange-
t klagten Thöny zu befragen, so bin ich zufrieden.
- Präsident: Ich glaube, es ist besser, wenn dabei Walser
, anwesend ist; wir werden ihn da jetzt einvernehmen und im
; Anschlüsse an die Befragung Walser's wird der Verteidiger
l Gelegenheit haben, auch den Angeklagten Thöny zu befragen.
Dr. Ditscher: Wird das auch betreffs der übrigen Ange-
° klagten der Fall sein?
s Präsident: Ohne weiteres. Ich habe keine Veranlassung,
f in irgend einer Weise die objektive Abklärung aller Umstände
- zu verhindern. Ich niöchte nur mit Rücksicht auf die Zeit
i diesen Weg vorschlagen, weil wir dann rascher zum Ziele
t kommen.
r (Es erscheint der Angeklagte Walser zum Verhör.)
l Präsident: Wir wollen bei Ihrem Verhör wie folgt der»
k fahren: In erster Linie werden wir Sie befragen über Ihre
f persönlichen Verhältnisse, über Ihre wirtschaftliche Tätigkeit,
s über die einzelnen Transaktionen Walser-Brugger, Rumä-
jf Nische Klasscnlotterie, Wechselbegeb'nngen, Zwicky-Malans,
Coburg-Ängelegenheit, Nitrogen-Geschäft, dann über die
weiteren Wechselbegebungen Schivarzwäld - Kapfer • Justus, •
und dann zum Schlüsse über die Verwendung der Gelder. Es
handelt sich darum, hier . Ihre Täterschaft festzustellen und
bei jeder einzelnen Transaktion - die Mittäterschaft des ein-
zelnen oder anderen Angeklagten. Erzählen Sie uns Ihren
Lebensgang.
.Walser: Ich besuchte die' Volksschule, die Realschule,,
war Diurnist bei der Landesbank, 1 Fahr war ich angestellt
bei Wanger, Schaan; vom Jahre 1913 bis 1914 war ich
Inspektor der Generali in Triest. 1914 habe ich mich der-
heiratet und habe die Wirtschaft zum Kirchthaler übernommen
mit Landwirtschaft; in der Folge betätigte ich mich mit dem
Lederwaren-Geschäft und Likörgefchäft Walser und Brugger.
Präsident: Ich möchte noch kurz Ihre Vermögensver-
hältnisse streifen. Eigenes Vermögen haben.Sie keines ein
gebracht. Die Frau Gemahlin hat eingebracht , wieviel?
Walser: Die Wirtschaft zum Kirchthaler und einige
Grundstücke.
Präsident: Es war auch die Rede von zirka 40000
Kronen.
Walser: Nicht ganz, und die sind während des Krieges
und in der Nachkriegszeit verloren gegangen.
Präsident: Sie waren in der Öffentlichkeit ebenfalls
tätig?
. Walser: Ich war.Mitglied des Genieinderates in Vaduz.
Präsident: Wie lange waren Sie Mitglied des Ge-
meinderates?
Walser: Bis zu meiner Verhaftung. ■
Präsident: Sie waren auch Mitglied. des
Landtages, wie viel Jahre? s'
Walser: 7 Jahre, vom Jahre 1922 bis zur
Verhaftung.
Präsident: Sodann waren Sie auch Mtglied
der Kontrollstelle? ‘
Walser: Ja. ‘ ‘
Präsident: Wer war Ihre Wahlbehörde als
Mitglied der Kontrollstelle?
Walser: Der Landtag.
Präsident: Sie find vom Landtag gewählt
worden?
Walser: Ja.
Präsident: Wann wurden Sie gewählt? -
Walser: Das weiß ich nicht mehr genau.
Präsident: Waren Sie bei der Reorganisation
der Sparkasse dabei?
.Walser: Ja.
Präsident: Wahrscheinlich schon 1922/23?
Walser: Ich weiß nicht, wohl 1922 oder 1923.
Präsident: In was hat Ihre Kontrolltätig-
keit bestanden? *
Walser: In der Entgegennahme eines allge
meinen Berichtes, nachdem die Ostschweizerische
Treuhandgesellschaft die Kontrolle ausgeführt
hatte. Man hat mehr «der weniger di^ Bilanz mit
einem Mitglieds der Kontrollstelle durchgegangen
und einzelne Stichproben gemacht-
Präsident: War es Ihrer Initiative überlas
sen zu kontrollieren, wann Sie es für gut befan
den? >
. Walser: Ich habe mich lediglich auf die Be
richte der Treuhandgesellschaft gestützt.