Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

47 - 
Dr. Budschedl: Was hat Ihnen damals anläßlich 
der Zurückziehung. des Kredites von 400,000 auf 100000 
, Flankest Herr Schredt gesagt? 
Thöny: Geschrieben hat er mir. 
Dr. Budschedl: Hat er nicht vorher auch etwas 
gesagt, .warum er das tue? 
Angeklagter: Ich kann mich nicht erinnern. 
Dr. Budschedl: Nun komme ich auf einige Kredit- 
Positionen zu sprechen. Sie haben aus diesen Wechsel-Er- 
lösen verschiedene Kontis gedeckt: Kapp, Bauer Elek 
trochemie ' 
Präsident: Wir wollen uns nur an jene. Positionen 
halten, die mit dem Strafverfahren zusammenhängen. 
Dr. Budschedl: Warum haben Sie der Elektrochemie 
ungedeckten Kredit gegeben? 
Angeklagter: Weil mir Frau Rouppert versprach, 
daß sie Geld von ihrem Onkel in Süd-Afrika bekomme' 
es ist auch Geld eingegangen. Später wollte sie nicht 
mehr zahlen, als das Geschäft sich- nicht mchr rentierte. 
Dr. Budschedl: Wie kamen Sie dazu dieser Elek 
trochemie einen Kredit einzuräumen, waren da Gründe 
vorhanden?' . 's 
Präsident: Waren da persönliche Gründe vorhan- 
den? 
Angeklagter: 10,000 Fr. Kredit wurden vom Ver 
walt» ngsrat bewilligt am Anfang; sutzessive sind im- 
. mer mehr dazu gekommen, da die Frau Rouppert im 
mer gesagt hat, sie werde Geld bekommen von' ihrem 
Onkel in Süd-Afrika. Dann ist das Geschäft schlecht 
gegangen, aber -zuerst rentierte es sich gut; es konnten 
eine Anzahl Arbeiter beschäftigt werden und aus dem 
Grunde habe ich ein Auge zugedrückt, weil ich mir ge 
dacht habe, 'daß dort Ueute beschäftigt werden können. 
Dr. Budschedl: War nur das ausschlaggebend? Ja, 
ich verstehe 'nicht, wie Sie das machen konnten! Wa- 
. rum haben Sie . Walser Kredite gemäht? War Ihnen 
bekannt,' daß ' der. Angeklagte Walser Verwaltungsrat 
der Elektrochemie war.. Oder hat Walser gesagt, sie 
sollen, der Elektrochemie einen Kredit gewähren? 
Angeklagter:. Walser hat schon gewußt, daß die 
Elektrochemie Kredit hat. 
Präsident: Haben Sie mit Rücksicht aus Walser 
■ Kredit gegeben? . , 
Angeklagter: Nein. Nachdem Walser nach Buka 
rest ist, hat er gesagt, „du wirst sehen, es gibt einen 
Krach und die Sparkassa kommt zu Schaden". Tann als 
es so weit war. habe ich ihm geschrieben und er sagte-, 
ich solle es so machen. Frau Rouppert sagte, sie bezahle 
nicht 'den ganzen Betrag, sie wolle nicht alles über- 
! nehmen. Walser war. damit einverstanden und hat ge- 
; sagt, wenn drunten in Rumänien alles in Ordnung sei 
\ dann werde er die Sache übernehmen. 
I■ Dr. Budschedl: Sie haben auch dem Verwaltungs- 
| rat Vorgehe vollkommen ungedeckten Kredit gegeben, 
warum? :: I ^ 
Präsident: Das hat mit dem Strafverfahren nichts 
zu tun. Wenn es notwendig wird, dann werde ich den 
Kontrollbericht verlesen' lassen. 
Dr. Budschedl: Was hat Walser für einen unheil 
vollen Einfluß auf Sie ausgeübt, daß' er km Stande 
war, von Ihnen alles zu erreichen, wenn er 2 Mil 
lionen von Ihnen verlangt hätte auszugeben, hätten? Sie 
es ihm gegeben.. Waren da irgend welche?'Zusammenhän 
ge? Waruni waren Sie persönlich Walser:'so vüllkontmen- 
ergeben? ' 
Angeklagter: Das ist heute schwer zu sagen;, ich 
kann es auch nicht verstehen, daß es so weit gekommen 
ist. Das Eine hat das Andere gebracht. 
Dr. Budschedl: Sie haben am Schlüße Ihre!' Ver 
antwortung angegeben, alles aus Freundschaft gemacht 
zu haben und ihm blindlings Vertrauen geschenft zu 
haben, stimmt das? - 
Angeklagter: Ja, ganz aus Freundschaft,, ich habe 
seinen Angaben getraut und. geglaubt, was er gesagt 
hat. Daß wir Freunde waren, wird jedermann wissen 
und ich dachte nie, daß es so herauskommen würde. 
Budschedl: Hätten Sie das einem andern Freunde 
auch getan, wenn er Ihnen so etwas vorerzählt hätte 
von den Riesengeschästen und Gewinnen? 
Angeklagter: Das waren doch andere Verhältnisse, 
denn Walser war doch à läWann, der ziemlich viel 
imstande war in Liechtenstein. ° ~ 
Budschedl: Dann möchte ich zur allgemeinen Situa 
tion noch etwas fragen. Es hat sichl herausgestellt, daß 
250 Hypothekarschuldner Zinsen über 179,000. Franken 
und 120 Bürgschastsschuldner mit Zinsrückständen von 
37,000 Franken und zwar 2. 3 bis 7 Semester im 
Rückstände sind. Haben Sie gar nichts unternommen, 
damit die Zinsenrückstände eingefordert werden? Ist 
es Ihnen weiter nicht aufgefallen, daß bei. 250 Hypo 
thekarschuldnern Rückstände sind im Betrage von Fr. 
179,000 Franken? 
Angeklagter: Das war immer fo und wird auch 
in Zukunft so sein, daß es schlechte Und gute Zahler 
gibt. Die schlechten Zahler sind alle bekannt und wur- - 
den immer betrieben. 
Dr. Budschedl: .Haben Sie den Verwaltungsrat nie 
aufmerksam gemacht, daß so viel Zinsrückstände seien, daß 
man etwas unternehmen sollte. 
Angeklagter: Der Verwaltungsrat war nie mehr zu 
sammen seit April 1927. 
Dr. Budschedl: Haben Sie Bürgschaften mit Wolfs- 
Hennen auch mit Wissen Walsers gemacht. Ich. habe 
das daraus geschlossen, weil Walser daran Interesse 
hatte, ' vgn Brugger viel Geld herein zu bringen. 
Angeklagter: Walser hat Brugger geschrieben (von 
Rumänien) jetzt sei es nicht möglich Geld zu beschaffen, 
aber später sei es vielleicht möglich. 
Dr. Budschedl: Haben Sie Art. 30 des Bankge 
setzes beobachtet, daß Sie für strikte Beobachtung und 
Einhaltung 
Präsident: Haben Sie nicht-Dn Ihre zivilrechtliche 
Verantwortung gedacht? 
Angeklagter: Dazumal nicht. 
Tr. Budschedl: Warum haben Sie sich keine Abrech 
nung geben . lassen von den Mitangeklagten über die 
Diskontêlôse; eS war doch selbstverständlich, daß . man 
das verlangt. Sie mußten doch wissen wie viel Wechsel 
laufend sind, wie viele. eingegangen sind und dadurch, 
daß Sie keine Abrechnung verlangten» wurden Sie 
über die Ohren gehauen und die andern Haben mit den 
Geldern gewurstelt wie sie wollten und Sie waren der 
gute Hirte,
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.