Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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. . Präsident: In. der Zeit seiner Begangenschaft hat 
Walser nicht kontrolliert. 
Angeklagter: Richtige Kontrolle hat er nie vor 
genommen. sondern nur summarisch geprüft. 
Wäsident: Wer hat eigentlich die Kontrolle vorge 
nommen ? 
Angeklagter: Hächler, von der Treuhandgesellschast. 
Präsident: Wann hat jeweils die TreulMndgesell- 
schaft die Kontrolle vorgenommen. War das auf einen 
bestimmten, Ihnen bekannten Termin beschränkt und 
war das wiederholt im Jahre? 
Ängellagter: In den ersten Jahren war die Revision 
wenigstens zweimal, auch dreimal. 
«Präsident: Welches waren die ersten Jahre? 
Ängellagter: Es war. im Jahre 1923/1934. > 
Präsident: Kat da die Revision zwei bis drei 
mal stattgefunden. 
Angeklagter: Ja. 
Präsident: Und im Jahre 1925 ? 
Angeklagter: Da ist der Herr Hächler auch zweimal 
hier gewesen, und dann jedes Jahr einmal. 
Präsident: Wann war 'das im Jahre 1926? 
Ängellagter: Im April—jMai für das Jahr 1925. 
Präsident: Und wann im Jahre 1927 ? 
Angeklagter: Auch um die gleiche Zeit für.1926, 
Präsident: Wie wurde die Kontrolle vollzogen und 
wie lange dauerte sie? 
Ängellagter: Eine Woche. 
Präsident: Auf. was erstreckte sie sich? > 
Angeklagter: Es wurde nicht jedesmal das Gleiche 
revidiert. 
Präsident: Was- hat man 1927 untersucht? 
Angeklagter: Ich glaube das Hypotheken-Konlo und 
die Debitoren-Kontis; ob auch die Bürgschaften- kon 
trolliert worden, sind, weiß ich nicht mehr. 
Präsident: Wurde auch -der Saldo von sämtlichen 
Positionen samt den Rücklagen kontrolliert? 
Angeklagter: Nicht jedesmal. 
Präsident: Sie sind doch im Berichte beanstandet 
worden? 
Ängellagter-: Es mag sein; ich weih es auswendig 
nicht mehr. 
Präsident: Haben Sie sich für diese Revisionen 
speziell in buchhalterischer Hinsicht eingerichtet? 
Angeklagter: Nein. 
Präsident: Hat der Revisor einen Kassa-Sturz 
genracht im Jahre 1927 ? 
Angeklagter: Ja. 
Präsident: Hat er nichts beobachtet? 
Angeklagter: Nein. 
Präsident: Das war im Jahre 1927 im Mai? Wo 
dann im Jahre 1928 die Aufdeckung stattfand, wurde 
da ein Kassa-Stutz gemacht? 
Ängellagter: Nein. 
Präsident: Im lMäi 1927 waren schon verschiedene 
Begangenschaften, wie die Blanco-Krodite Walser 15:,000 
Franken, 300,000 Franken Bürgschaften, Zwicky-Mälüns- 
Kredite; es war die Rhätische Bank mit 15,000 Fr. erster 
Kredit, es waren Vorschüsse an Earbone für die Reise 
nach Paris. . 
Angeklagter: Tie Positionen sind aus diesen Wech 
seln bezahlt gewesen. 
Präsident: WaS sind do2t für Eingänge? Aus Ber 
lin haben Sie damals kein Geld gehabt ? Also . ist. dort 
trotz Kassa-Sturz nichts bemerkt worden? 
Angeklagter: Dazumal, nein. 
Dr. Budschedl: Vor Ihnen ist Hartmann Verwalter 
gewesen: ist Ihnen bekannt, dah Hartmann alle Au 
genblicke kontrolliert wurde, mit einer Gewissenhaftig 
keit, die geradezu peinlich war. Das muh doch Ihnen, 
auch aufgefallen sein. 
Präsident: Ist während der Zeit, da Hartmann - 
Verwalter war, jeweils eine Kontrolle gemacht worden? 
Angeklagter: Ja. Im Jahre 1923 wurde manche 
Kontrolle gemacht, weil da die Organisation umge 
arbeitet wurde, da ist der Herr Hächler von der Treü- 
handgesellschasl viel 'hier gewesen. 
Präsident: Hat Hächler bei seiner Revisionsarbeil 
jeweils am Abend die Kontrolle gemacht? 
Angeklagter: Ja, er wollte sich vergewissern, ob, die 
Maschine in den richtigen Bahnen läuft. 
Präsident: Oder hat er aus allgemeinen Aufsichts 
gründen eine Kontrolle vorgenommen? 
Angeklagter: Er hat die Aufsicht gehabt über die 
ganze Reorganisation. 
Dr. Budschedl: Ist es Ihnen nicht aufgefallen, dah 
die liechtensteinische Bank auf einmal , den Kredit von 
-100,000 Franken auf 100,000 Franken eingeschränkt hat? 
Angeklagter: Nein. 
Präsident: Die Bank in Liechtenstein hat Ihnen wie 
viel Darlehen gewährt? 
Angeklagter: Einmal 400,000 Fr. 
Präsident: Dann ist Ihnen dieser Betrag plötzlich 
gekündigt worden? 
Angeklagter: Das stimmt. 
Präsident: Auf 100,000 Fr.? 
Angeklagter: Ja. 
Dr. Budschedl: Das muhte Ihnen doch, auffallen, 
dah die Wank, die im gleichen Hause arbeitet Ihnen 
plötzlich scheinbar ohne Grund den Kredit kündigt voll 
300,000 Franken. 
Angeklagter: Dazumal war der Kredit nicht in An 
spruch genommen bei der Bank. 
Dr. Budschedl: Sie haben aber doch Mitteilung 
bekommen, dah die Kündigung des Kredites stattfin 
det ? 
Angeklagter: Ja, das habe ich gewuht. 
Dr. Budschedl: Bevor das Schreiben gekommen 
ist von der Bank, hat doch eine Aussprache zwischen 
Ihnen und Herrn Direktor Schredt stattgefunden. Das 
ist doch nicht unvermittelt gemacht worden? Herr Di 
rektor Schredt wird im Dtzember 1927' oder Jaimar 
1928 von diesen Vorkommnissen Kenntnis erhalten ha 
ben. 
Angeklagter: So früh hat er mir gar.nichts gesagt.. 
Dr. Budschedl: Ich möchte wissen, was damals ge- 
sprachen wurde zwischen Direktor Schredt und dem Ver 
walter. . 
Präsident: Wann hat Schredt Sie das erstemal 
aufmerksain gemacht auf die umlaufenden Gerüchte? ' 
Ängellagter: Ich glaube, das war im März 1928. 
...' Präsident: Es muh doch etwas früher gewesen sein? 
Wissen Sie es nicht mehr? 
. Angeklagter: Nein.
	        

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