Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

Diese telegrafische Mitteilung beruhte nicht auf 
Richtigkeit, denn in Wahrheit war die Lotteriekon- 
zession noch gar nicht- erteilt. Walser behauptet, daß 
er nicht selbst dieses Telegramm abgesandt Habe, son 
dern Georg Bauer, und daß er erst nach ÄbsendunA 
des' Telegramms hievon Kenntnis erhalten, habe. 
Bauer.habe-ihm aber erklärt, die Konzession sei tat- 
ächlich bewilligt worden, sodaß er habe annehmen müs- 
en, das Telegramm beruhe auf Wahrheit. 2m Zuge 
)er Schlußverhandlung habe Walser aber selbst gugege- 
,en, daß er deswegen, weil nach seiner Meinung das 
Telegramm verstümmelt angekommen.sei, am 3. Fe 
bruar 1927 dasselbe wieder richtig mit seiner Namens 
unterschrift an den Barmer Bankverein abgesandt ha 
be. Walser erklärte, daß d.er Barmer Bankverein in 
der Folge darüber, daß der Konzessionsvertrag mit 
der Rumänischen Regierung nicht perfekt wurde, sich 
nicht im Unklaren .... * 
Hiefür beruft er sich auf ein Telegramm des Bar 
mer Bankvereins vom 1. März 1927, worin jener um 
sofortige Zusendung einer Abschrift' des abgeschlos 
senen Regierungsvertrages ersuchte, worauf er- am 7. 
März daraufhin an den Barmer Bankverein folgenden 
Brief gerichtet, habe: . 
Bukarest, den 7. März 1927. 
Herrn Diriktor tzarney, Barmer Bankverein 
Düsseldorf 
Ich bestätige Ihnen Ihr Wertes an mei 
ne Abschrift nach Vaduz gerichtetes Schreiben 
' , und habe daraus ersehen, daß die Ihnen te 
legrafisch mitgeteilte Adresse verstümmelt bei 
Ihnen eingelangt ist. Meine Adreße lautet: 
Strada Lascar Catargiu Nr. 8. 
Ihrem Ersuchen, Ihnen eine Vertrags 
kopie einzusenden, kann ich heute leider nicht 
nachkommen, da die Unterzeichnung des Ver 
trages durch die seit längerer Zeit bestehende 
Ministerkrise nicht hat stattfinden können. 
Durch eine früher stattgefundene Sitzung wur 
de mir die Konzession schon zugesprochen. 
Ich hoffe bestimmt, daß die entgiltige Erle 
digung nächster Feit erfolgen wird und werde 
Ihnen dann sofort Bescheid geben. 
Mit vorzüglicher Hochachtung zeichnet 
Walser 
NB. Innenminister der den Vertrag zeichnet, 
ist auf Urlaub. 
Aus diesem Schreiben Walsers sei vom Barmer 
Bankverein zu entnehmen gewesen, daß ein Konzes 
sionsvertrag tatsächlich noch nicht existiere. Diese Mit- 
iteilung erhielt aber der Barmer Bankverein erst nach 
Freigabe des Geldes, welcher schon mit Telegramm 
vom 2. Februar 1927 das Depot bei der Banca Ita- 
liana Eommerziale freigegeben hatte. Mit Telegramm 
vom 14. März 1927 verlangte der Barmer Bankverein 
die Zusendung der Vertragsabschrist ohne Unterzeich 
nung. worauf Walser mit Begleitschreiben vom 22. 
März 1927 die Vertragskopie an Harney, Geschäfts 
inhaber des Barmer Bankvereins sandte und gleich 
zeitig die Hoffnung ausdrückte, daß die Unterfertigung 
des Vertrages noch im Laufe der Woche erfolgen wer 
de, da die Ministerkrise erledigt sei. Zu dieser Ber- 
tragsünterzeichnug durch die Rumänische Regierung 
kam es aber nicht. 
Als Walser mit Schreiben vom 25.' Mai 1927 
dem Barmer Bankverein mitgeteilt hatte, daß sich die 
Konzessionserteilüng durch die Rumänische Regierung 
immer wieder herauszögere, hat zwar- der Barmer- 
Bankverein die Freigabe des Depots über RM. 
300.000 nicht widerrufen, jedoch auf baldige Rückzah 
lung des Kredites, spätestens auf Ende 1927 gedrängt. 
Die Verlängerung der Rückzahlungsfrist knüpfte der 
Barmer Bankverein an die Bedingung, daß die rück 
ständigen Zinsen bezahlt werden und die Landesbank 
erkläre, daß ihre Bürgschaft auch bei dieser Frist 
verlängerung in voller Wirksamkeit bleiben solle. ' 
Die Landesbank hat-diese Erklärung in der Folge 
abgegeben und Walser bezahlte an den Barmer Bank 
verein, am 15. August 1927 an Zinsen RM. 18610.— 
u. zw. durch die Liechtensteinische Landesbank, welcher 
er zuvor diesen Geldbetrag aus Bukarest überwiesen 
hatte, u. zw. offenbar, um beim Barmer Bankverein 
nicht den Anschein zu erwecken, daß er das Zins 
betreffnis aus dem Depotbetrage, den er bei der Ban- 
ca Eommerziale Itälianä zur Verfügung gestellt er 
hielt, bezahle. 
Anfangs 1928 verlangte der Barmer Bankverein 
die Rückzahlung des Kredites. Thöny, der dadurch 
in Verlegenheit kam, weil- ihm keme Mittel zur Ab 
deckung des Bettages zur Verfügung standen, er 
suchte den Walser^ zwecks Verlängerung des Kredites 
mit dem Barmer Bankverein persönlich zu verhandeln. 
Walser hielt es nicht für opportun, selbst beim Barmer 
Bankverein zu verhandeln, wohl aber sandte er Niko 
Beck mit seiner Vollmacht ausgestattet, nach Düssel 
dorf, um an feiner Statt eine Abmachung mit dem 
Barmer Bankverein dahin zu treffen, daß der Kredit 
bis auf Weiteres verlängert werde. 
Beck.erreichte in Düsseldorf, gegen eine Zubilli 
gung einer Erhöhung des Zinsfußes auf 10 o/„ , 
bis auf Weiteres eine Stundung des Kredites. 
Am 9. Februar 1928 ist noch eine weitere Zins 
zahlung an den Barmer Bankverein in der Höhe von 
RM. 21.000 geleistet worden, nachdem verschiedene 
Mahnungen seitens des Barmer Bankvereins vor 
ausgegangen waren. Dieser Betrag wurde auf Ver 
anlassung Walsers durch Niko Beck auf dem Konto 
bei der Bussebank dem Bankverein Düsseldorf über 
wiesen. 
Infolge der aufgelaufenen Zinsen, Spesen und 
Provisionen belief sich der Saldo, zugunsten des Bar-
	        

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