Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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führenden Persönlichkeiten der Klassenlotterie Verbin 
dungen und Beziehungen. Die Erfahrungen bei der 
ersten Klassenloterie vermöchten Thöny nicht zur Vor 
sicht bei der zweiten Klassenlotterie, der sogenannten 
Zentrofag, zu veranlassen. Er gewährte den beteilig 
ten Ausländern Bauer, Stapper, Grüfser und Kapp 
trotz der oben erwähnten Bestimmung des Artikels 
16 des Sparkafsagesetzes, daß Belehnung von Aktien 
ausgeschlossen ist, gegen Hinterlag von Zentrofag-Ak- 
tien Darlehen in einer Gesamthöhe von über Fr. 
100.000.—. 
. Er gab somit Kredite, wenn er nach Gesetz 
.und Geschäftsreglement nie berechtigt gewesen wäre, 
die sowohl im Hinblick auf die beschränk 
ten Mittel der Sparkasse als insbesonders mit Rück 
sicht auf die mangelnde Deckung und die Gesetzwi 
drigkeit der gegebenen Hinterlagen vom Verwaltungs 
rat nie bewilligt worden wären, sie hätten auch nie 
bewilligt werden können. 
Zweifellos war Walsers politischer Einfluß, seine 
Mitgliedschaft bei der Kontrollstelle und seine weit 
gehenden persönlichen Beziehungen zu Thöny für die 
sen ein schweres Verhängnis, und nicht umsonst be 
zeichnete Thöny diese Beziehungen zu Walser als - 
eine' Gefahr. 
Im Sommer 1926 kam Anton Walser durch Ver 
mittlung des Niko Beck mit Eugen Brugger aus 
Wolfszennen,. damals in Tuggen wohnhaft, in Ver 
bindung, Brugger betrieb gemeinsam mit einem Herrn. 
Spieß unter der Firma Spieß u. Co. eine Liqueur- 
fabrik, in Tuggen, Kanton Schwyz. Anton Walser 
traf mit Brugger eine Abmachung, nach welcher von 
ihnen gemeinsam ein ähnliches Liquergeschäft in Va 
duz gegründet und allmählich ausgebaut werden soll 
te. Brugger sollte Fachmann sein für die Betriebs 
leitung und Walser sollte die nötigen Geldmittel be- 
zw. die Bankkredite beschaffen. 
Es hatte bereits die Firma Spieß & Co. bei der" 
Schweizerischen Genossenschaftsbank einen Kontokor 
rent. Dieser Firma war von der Schweizerischen Ge 
nossenschaftsbank in St. Gallen ein Kredit in der 
Höhe von ca. Fr. 20.000 eingeräumt worden. Die 
ser Kredit bestand aus verschiedenen Posten und be 
ruhte auf verschiedenen Hinterlagen. 
Ein Kontokorrentkredit war der Firma einge 
räumt, indem die Schweizerische Genossenschaftsbank 
Kundentratten des Liquergeschäftes mit 50 o/o des No 
minalbetrages der betreffenden Abschnitte bevor 
schußte. 
Die sukzessiven Erhöhungen bei der Schweizeri 
schen -Genossenschaftsbank auf Grund der Bürgschaft 
der Liechtensteinischen Landesbank weisen folgende Be 
wegung aus: 
Am 22. Oktober 1926 kam zwischen der Schwei 
zerischen Genossenschaftsbank St. Gallen und der 
Firma Walser und Brugger der erste Kreditvertrag 
zustande, in dem der Firma ein Kredit von Fr. 
8.000.— bewilligt wurde. Die Liechtensteinische Lan 
desbank leistete für diesen Betrag Bürgschaft. 
Am 9. November 1926 wurde der Kredit auf 
Fr. 13.000.— erhöht, abermals unter Bürgschafts 
verpflichtung der Landesbank.' t . 
Am 18. November 1926 erfolgte eine abermalige 
Erhöhung des Kredites auf Fr. 20.000, und zwar 
wieder unter Bürgschaftsleistung der Landesbank^ Am 
20. Jänner 1927 wurde der Kredit erhöht auf Fr. 
27.000, wiederum verbürgt von der Liechtensteinischen 
Landesbank. 
Am 14. Februar 1927 erfolgte eine weitere Kre 
diterhöhung um Fr. 10.000.—, über die bereits be 
stehenden Verpflichtungen hinaus, u. zw. abermals 
unter Bürgschaft der Liechtensteinischen Landesbank. 
Am 10. März 1927 wurden die beiden Kredit 
verträge vom.20. Jänner und 14. Februar 1927 durch 
einen neuen Kreditvertragt ersetzt, worin der Kredit 
der Firma Walser und Brugger auf Fr. 50.000.— 
erhöht wurde, u. zw. in gleicher Weise wie früher 
unter Bürgschaft der Liechtensteinischen Landesbank. 
Alle diese Bürgschaften leistete Verwalter Thöny 
ohne Kenntnis des Verwaltungsrates und unter Ver 
heimlichung diesem gegenüber nomine der Landes 
bank. 
Bei den Kreditverhandlungen mit der Schweize- 
rischene Genossenschaftsbank waren das erste Mal 
Walser und Brugger in St. Gallen anwesend, wäh 
rend in der Folge die Verhandlungen Brugger und 
teilweise auch Niko Beck mit Generalvollmacht des 
Walser oder auch* Bankverwalter Thöny führte: auch 
diese im offenbaren Auftrage Walsers. 
Die Besprechungen fanden jeweils- in St. Gallen 
bei der Schweizerischen Genossenschaftsbank mit Di 
rektor Köppel statt. Die Veranlassung für Thöny, die 
Bürgschaften der Landesbank gegenüber der Schwei 
zerischen Genossenschaftsbank zugunsten Walsers ein 
zugehen, gab zunächst der Beschuldigte Walser selbst. 
2m Herbst 1926 trat Walser, der bereits damals bei 
der Landesbank über wieder ungedeckte Kredite ver 
fügte, an Thöny heran, mit dem Ersuchen, die Lan 
desbank solle für einen der Firma Walser und Brug 
ger zu gewährenden Kredit bei der Schweizerischen 
Genossenschaftsbank die Bürgschaft übernehmen und 
zwar für einen Betrag von Fr. 20.000. Walser er 
klärte dem Thöny, das Liqueurgeschäft stehe gut, er 
rechne mit einem Gewinn von 100 Prozent,' wäh 
rend er in seinem Verhör am 22. Juni 1928 angab, 
„so wie das Ledergeschäft war auch das Liquergeschäft 
ein verlustbringendes Unternehmen." 
Thöny unterzeichnete darauf den die Landesbank 
verpflichtenden Bürgschein für Fr. 20.000. Die Ver 
mögensverhältnisse Walsers-waren eben - damals schon 
nichts weniger als rosig zu nennen.
	        

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