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8000 Pengö hat die Holzbank auf Kredit der Sparkasse noch
gegeben. So stand sie damals schon in den Augen der Ja-
bank. Hätte sie den Kredit der Bank anders gewertet, hätte
sie sicher kein Bedenken getragen, den Zins vorwegzunehmen.
Er war hoch genug, bis zu 12 Prozent nach Vereinbarung
Beck mit Carbone. In der Zwischenzeit aber wurde eine
ganze Reihe neuer Wechsel begeben. Man hatte schon früher
25 000 Mark in Prag einwechseln lassen müssen, damit man
wieder für das Rumänengeschäft etwas habe und damit dem
Dr. Eisler, Vertreter der Jiwesting Corporation, mit dem
die Landesbank gar nichts zu tun hatte, trotzdem nach An
gabe der Angeklagten ein Honorar bezahlte. Dann wurde
eine Reihe neuer Wechsel ausgegeben um diese Zeit,
die ich xinzeln aufzuführen mir wohl erspare,: kann.
Aber aus einen Umstand muß ich noch besonders hiiuveisen:
Um Mitte März 1928 waren Gerüchte in Umlauf gekommen,
daß die Spar- und Leihkasse für das Fürstentum Liechtenstein,
liechtensteinische Landesbank mit unbeschränkter Landes-
garantie Wechselverpslichtungen eingegangen habe und diese
eingegangenen Wechselverpflichtungen beunruhigten die Fi-
nanzwelt, und dieses Gerücht beunruhigte den Rechnungs-
direktor der fürstlich liechtensteinischen Vermögensverwaltung.
Er gab hievon Mitteilung hiehcr uni nun wurde Thöny ge-
- fragt, was denn sei.. Thöny war damals in außerordentlicher
Aufregung; ich verweise auf den Telegrammwechsel, drahtete
nach Bukarest an Walser: „Komme sofort, unbedingt Er-
scheinen nötig, Beck verlangt Mechsel zum Diskont und be
steht darauf, daß du herauf kommst." Und Walser in seiner
Ruhe, den läßt das kalt, o ivelch Theater in Vaduz! Kommt
aber doch /nach Wien und da ist Dr. Ritter im Aufträge
des VerwaltungsratsPräsideiUen Dr. Beck u. ersuchte nun das
Mitglied der Kontrollstelle, die zu Unrecht ausgegebenen Wech
sel der Sparkasse zurückzugeben und das Mitglied der Kon
trollstelle gibt Hrn. Verwaltungsratspräsident von den angeb
lich im Umlaus befindlichen sochs Stück vier, aber nur Ab-
schnitte,, mit dem Akzeptvermerk und sagt, mehr als die Ak
zepte gehen euch nichts an,-alles andere kümmert euch nicht.
Bescheidenheit ist eine Zier. Dann wanderte Ritter zurück m,d
gab sich zufrieden mit der Zusicherung Walsers, daß der
fünfte und sechste geschickt werde. Ein Fünfter kam, aber nur
der Abschnitt mit dem Akzeptvermerk. Der sechste blieb aus,
erklärlich. Sie durften nicht aus der Hand gegeben werden,
weil sie zur Beschassung von Geldern dringend notwendig
waren. Als Walser heraufkam, wußte er den Verwaltungs-
ratspräsidenten mit einschmeichelnden und überzeugenden
Worten voll zu beruhigen, und alles blieb beim alten, die
Geschichte schien in ruhiges Geleise gekommen zu sein, die
Sturzivelle hatte sich gelegt, die See war glatt. Und nach
dieser Zeit noch, nachdem sowohl Beck, als Walser, als Thöny
vollkommen bekannt war, daß man den unreellen Manipu-
lationen auf der Spur fei, auch nach dieser Zeit war kein
Ende abzusehen und ungeachtet dieser Umstände fuhren alle
Angeklagten mit den Wechselbegebungen fort und trotz ein
dringlicher Warnungen begaben sie Wechsel, unbekümmert
um das Schicksal des Landes und seiner Bank. Ich kann mir
eine größere Gewissenlosigkeit wohl kaum vorstellen, als daß
man unter solchen Umständen, nach der Entdeckung, mit
Wochselbegebungen weiter arbeitet. Bei Schwarzwald wurden
Wechsel untergebracht, bei Kapferer; wenn es nicht ging mit
Beträgen von mehreren Tausend, versuchte man es mit
kleineren Beträgen, wie mit 8000. Ich verweise auf die in
dieser Richtung bereits allgemein gemachten Feststellungen
während der Durchführung des Verhöres und hinsichtlich bei
Schuld Walsers in Angelegenheit des Gutskauses.Wolfs-
zennen verweise ich darauf, daß Walser im Mai 1927 an
Brugger schrieb, noch könne er ihm wegen Wolfszennen nichts
sagen, aber er werde ihm jedenfalls noch vor dem 3. Juni
berichten, auf welchen Tag ja der Termin für die Zwangs-
Versteigerung anberaumt war. Offenbar gab er Thöny Wei-
sung, der auch tatsächlich zur Versteigerung fuhr.
Zurückkommend auf die Wechsel erhebt sich die Frage:
Von wem kamen alle diese Wechsel? Thöny hat sie im Februar
oder März 1928 nach Wien geschickt. Warum? Als das Ko-
burggeschäft gescheitert war und weiter Geld beschafft werden
mußte, um sich über Wasser zu halten, andererseits, um
wieder Geschäfte Pflegen zu können, die Gewinn und dtutzen
brächten ohne Risiko, wieder mit Wechseln Geld beschosst wer-
den. Da läutet man den Thöny auf. Thöny, schicke Wechsel.
Aber ich habe ja doch geschickt. Die könnet, tvir nicht brauchen,
wir brauchen kleinere Abschnitte.. Nur eine Arbeit von weni-
gen Minuten. 20 Blankette sind unterschrieben, Thöny schickt
sie hinunter nach Wien an Niko Beck, der nimnrt sie in
Empfang. Verlangt wurden sie von Beck auf Betreiben
Walsers. Diese Wechsel werden von Walser, Beck und Carbone
immer unter Wissen der an deren, verweitdet zum vereinbarte»
Zwecke. Kapserer, Schwarzwald, Justus, Dr. Rosza, die
Fabank, Firma Rosza, alle erhielten Wechsel. So waren alle
vier daran beteiligt und daran interessiert, diese Sache zu
machen. Gestatten Sie mir, meine Herren, daß ich Sie tveiier
mit einzelnen Details nicht mehr belästige. Sie sind Ihnen
ebensogut bekannt wie mir. Wir wollen nun zur rechtlichen
Seite der gaiqe» Frage sprechen. Gegen die Angeklagten ist
die Anklage wegen des Verbrechens des Betruges erhoben
worden. 8 197 ff. des St. G. bestimmt: „Wer durch listige
Vorstellungen oder Handlungen einen anderen in Irrtum
führt, durch welchen jemand, sei es der Staat, eine Gemeinde
oder andere Person, an seinem Eigentume oder anderen
Rechten Schaden leiden soll; oder wer in dieser Absicht und
auf die eben erwähnte Art eines anderen Irrtum oder Un-
wi ssenheit benützt, begeht einen Betrug; er mag sich hiezu durch
Eigennutz, Leidenschaft, durch die Absicht, jemanden gejetz-
widrig.zu begünstigen, oder sonst durch was immer für eine
Nebenabsicht haben verleiten lassen." Die Anklage auf Betrug
gründet sich darauf, daß einerseits Thöny, Walser und Beck
die Spar- und Leihkasse für das Fürstentum Liechtenstein,
den Verwaltungsrat, ihre Vertretung, in Irrtum geführt
haben, und zwar einerseits durch Abgabe von Geldern unter
der Garantie der Landesbank, ohne daß sie den Verwaltungs
rat befragten, daß sie den Derwaltungsrat ständig täuschten,
daß sie sämtliche Buchungen unterließen, daß sie alles taten,
daß der Verwaltungsrat und die gesetzliche Vertretung, die
Direktion, in Irrtum geführt werde und über diese Machen
schaften nichts erfahre. Diese listigen Vorstellungen, Nicht-
buchen. Verschweigen, Verheimlichen, sind ohne weiteres voll-'
ständig und zur Gänze eingestanden, und es bedarf hier keiner
weiteren Worte. Es ist weiter gesagt worden, es habe Thönip
sich den Schein des allein Verpflichtungsberechtigten, diesen
Schein vorgetäuscht. Thöny war nach dem Sparkassegesetz,
nicht berechtigt, in so hohen Beträgen die Sparkasse zu Der*:
pflichten. Er aber gab sich den Anschein, als ob er hieziis
berechtigt gewesen wäre und keinerlei besondere Beschränkung
in dieser Richtung, interner Beschränkung, durch den Ber-j
waltungsrat unterworfen fei. Es ist zwar richtig, daß er äiifjnd
lich, nach außen hin der allein zeichnungsberechtigte ist. ra