Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

- 2b't; - 
fiorf, da gelingt es mit Mühe und Not, gegen Zusicherung 
höherer Verzinsung den Barmer Bankverein zur Verlänge 
rung um y% Jahr zu' bewegen. Die Staatsanwaltschaft hat 
Beck auch wegen des Betruges hinsichtlich dieser 300 000 
Mark unter Anklage wegen Mitschuld gestellt desivege», weil 
einerseits Thöny angegeben, daß er schon vorher davon wußte, 
well sie von Rückbürgschaften sprachen, insbesondere des 
wegen. weil er damals in Düsseldorf unter viel erschwerten 
Bedingungen, wie er selbst zugibt, die Verlängerung des er- 
trogenen Kredites erwirkte, obwohl er genau wußte, wie die 
Sache war, weil er die Verpflichtung zur Rückzahlung nach 
einem halben Jahr auf sich nahm und die Verpflichtung 
zur Zinsenzahlung. Dadurch ist er nachträglich wohl mit 
schuldig an dieser Handlung geworden. Er war beim Barmer 
Bankverein, um die Verlängerung zu erwirken und von hier 
ging der Weg direkt nach Berlin. In Berlin hatten sich 
inzwischen unangenehme Sachen abgespielt. Millner war 
Carbone nicht mehr sehr gewogen und hatte früher schon Beck 
mitgeteilt, daß mit Carbone nicht alles glänzend sei. Car 
bone hatte das auch empfunden. Millner hatte ihm auch vor 
geworfen, daß er wegen seines Lampenpatentes der Sparkasse 
ganz unreelle, nicht richtige, weit übertriebene Mitteilungen 
gemacht hat, und Carbone war deshalb betroffen und hatte 
deswegen Millner bedeutend höhere Provisionen zugestanden 
und ausbezahlt, wie er selbst sagte, weil dieser ihm zu ver 
stehen gab, daß er mit seinen Angaben Beck und Thöny in 
Irrtum geführt habe, daß er ihm übertriebene Angaben ge 
macht habe. Nun hatten sich diese beiden Freundesherzen ein 
wenig getrennt und beide kamen mit Beck zusammen. Da 
spielte sich jene Episode vorn 4. Jänner ab, von der ich nun 
ein klein wenig etivas sagen will. Carbone warf Beck vor. 
Du handelst hinter meinen! Rücken, Beck gibt zurück und aus 
dieser Geschichte werden beide zusammen tätlich, und zwar 
deshalb, Carbone hatte aus seinem Schreibtisch einen Brief 
liegen an Thöny, worin er Thöny vorwirft, daß es nur zu 
folge seiner Tüchttgkeit und Fähigkeit gelungen sei, die 
Wechsel zu placieren: wenn man in Vaduz davon wüßte, so 
wäre die Sache gefährlich, er müsse sich alle Mttcl und Wege 
vorbehalken, das dem Derwaltungsrat bekanntzugeben. Er 
verlange aber vorerst, daß alle seine Wechsel, auf denen sein 
Name figuriert, zurückgerufen werden müssen. Das war eine 
Drohung höchstgefährlicher Art, vielleicht gefährlicher in 
diesem Falle als eine Drohung gegen Leib und Leben. Denn 
täte Carbone, das was er drohte, dann erfuhr der Verwal 
tungsrat und die Regierung,, das Land Liechtenstein und alle 
erfuhren, daß Thöny sich an den Sparkassegeldern vergangen 
hatte, dann erfuhr man, daß Beck Mithilfe geleistet hat, dann 
erfuhr das ganze Land, daß Walser solche Machinattonen ge 
macht hatte, die unsauber waren und unreell, und dann flog 
dieses vierblättrige Kleeblatt auf. So gefährlich war das, 
für alle hätte kein anderer Weg offen bleiben können, als 
der ins Kriminal, daher die Drohung. Diese bittere Pille 
wird nun nach ein paar Tagen wieder durch ein Zückerchen 
versüßt. Der Streit zwischen den beiden wird beigelegt. Car 
bone ist es unangenehm, mit Beck und damit mit der Spar 
kasse entzweit zu sein. Beide kommen wieder zusammen, und 
jetzt entpuppt sich der Charakter beider: das einemal wird 
gedroht und jetzt Beck mit einem Zückerchen befriedigt und das 
lautet: Ich Carbone bekenne und gestehe, daß ich die Spar 
kasse betrogen habe, daß ich ihr widerrechtlich Geld entnom 
men habe. Carbone bekennt sich zivilrechtlich als Schuldner 
und gesteht voll und einwandfrei sein gesamtes strafrechtliches 
Verhalten bis'zu dieser Zett ein. Beck'sichert ihm zu, Uachdem 
Dl, so brav gewesen bist, werde ich keinen Gebrauch von 
Deine»! Geständnis machen, aber in meiner Tasche verwahre 
ich das. Soweit war die Sache gegangen, daß Beck sich von 
Thöny hatte Vollmacht geben lassen, Carbone verhaften zu 
lassen und vor den Richter zu bringen. Nun war die Sache 
geordnet, jetzt wird weiter geschritten. Was war der Grund 
auf seiten-Carbones? Auf feiten Becks habe ich angeführt, 
er durfte nichts sagen, mußte sich bescheiden mit dem, was 
Carbone ihm sagte. Mehr durfte er nicht tun, mehr konnte 
er nicht tun, un! nicht den Ast abzusägen, auf dem er saß. 
Carbone hatte bereits das Koburggejchäft entriert und er 
sagte, er wollte sich der liechtensteinischen Sparkasse als 
Finanzinstittit bedienen. Da war es wohl notwendig, Frieden 
zu schließen, denn mit eigenen Mitteln konnte er es nicht 
machen. Es war unerläßlich, daß er sich irgendwie um eine 
Finanzguelle umsah, und die^ivar, wie er glaubte, dank seiner 
bisherigen, guten Beziehungen zu der Sparkasse ohne weiteres 
zu finden; es lagen Blankette herum wie Spielkarten, wie 
Jaßkarten. Diese Koburggeschäfte wurden nun im Beisein 
Walsers, - Carbones und Becks uuter Zustimmung Thönys 
mit Alexander Justus.und Werner Schmidt, bezw. der Jnde- 
sttng Corporatton in Berlin abgeschlossen. Ein klein wenig 
etivas über dieses Geschäft und seine Art. Alexander Justus 
und Schniidt hatten die Jnvesting Corporation gegründet, 
weil ihnen die Mittel zur Durchführung dieses Geschäftes 
nicht mehr gereicht hatten und weil die Jnvesting Corporation 
als eine fremde Person, offenbar das am allerleichtesten 
machen konnte. Das Geschäft hatte folgende Grundlage. Zu 
folge der tschechoslowakischen Bodengesetzgebuug waren den 
Prinzen Josias und Cyrill die in der Tschechoslowakei ge 
legenen Güter beschlagnahmt worden und auf diese Güter 
richteten sich die Augen der Spekulanten. Es war das Ge 
schäft, das außerordentlich gewinnverheißend, risikolos und 
vielleicht das größte in Europa gewesen wäre, wie Alexander 
Justus sagte, und das ist doch für so von Natur aus so ge- 
schäftstüchttge Leute weitausschauender und weitausholender 
Art reizend und verlockend, das größte Europageschüft durch 
zuführen, so biß man an. Aber kein einziger der Angeklagten 
hat sich über die rechtliche Grundlage dieses Geschäftes auch 
nur ein Bild zu machen versucht. Mit der Beschlagnahme 
der Gründe in der Tschechoslowakei ist auf Grund des Ge 
setzes voni 30. Jänner 1920, Gesetzessammlung 81, in der 
Tschechoslowakei festgelegt, daß derjenige, dessen Boden be 
schlagnahmt wird, den Anspruch auf eine Entschädigung hat. 
Es war nun der Anspruch der Prinzen Cyrill und Josias, 
doch nur der Anspruch gegen den Staat auf Auszahlung der 
Entschädigungssumme und andere Ansprüche hatten sie nicht. 
Sie gaben an, sie wollten die Güter der Prinzen Josias 
und Cyrill kaufen, sie konnten sie nicht kaufen, >veil ja das 
nun infolge der Beschlagnahme kein handlungsfähiger Gegen 
stand wäre, kein Gegenstand des Vertrages mehr wäre, durch 
die Beschlagnahme ist die freie Verfügung darüber genommen 
worden. Sie wollten die Rechte erwerben. Wie kann inan 
Rechte der Prinzen Josias und Cyrill erwerben, wenn man 
die Höhe der Bezahlung nicht weiß? Sie wollten mit dem 
tschechischen Bodenamt verhandeln. Bevor diese Angelegenheit 
nicht fest erledigt ist, ist die Angelegenheit nicht durchführbar, 
kann das Bodenamt nicht verkaufen, denn zuerst muß die. 
Angelegenheit mit den Prinzen geordnet sein, bevor es da 
rüber verfügen kann. Sie wollten die Freigabe erreichen. 
Wenn Sie die Freigabe erreichen wollten, dann erreichen
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.