Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

Stenographischer 
aus dem Kriminalprozeß gegen Zranz Thönp, Niko Seck, /lnton Walser und Rudolf Carbone. 
17. Ausgabe. Donnerstag, 2S. Nov. 1-2-. 
Präsident: Wird ein Einspruch erhoben? Es ist nicht 
der. Fall. 
Dr. Lenzlinger: Eine absolut sichere Erinnerung an 
diesen Vorgang ist bei mir nicht vorhanden. Aber -wenn 
ich mich nicht stark täusche, erinnere ich mich an folgendes : 
Als Herr Landrichter Dr. Thurnher, der in den ersten 
Tagen von 8.—lö., die osten provisorischen Erhebungen 
machte, die Verhaftung verfügte usw. und als er mir das 
erste Arbeitsmaterial übergab, war dabei' auch ein Ex 
posee des Herrn Walser. Und wiederum, wenn ich mich 
nicht stark täusche, habe ich gesehen, das Datum war schon 
wesentlich früher hingesetzt worden und ich habe ihn ge 
fragt, was soll mit diesem Exposee geschehen, betrachten 
Sie diese Angelegenheit mit dem Exposee bereits als 
überholt oder abgetan oder betrachten Sie sie noch als 
aktuell oder nicht, soll ich die Sache weiterleiten uisw. Der 
Inhalt der Antwort war ungefähr so: Er betrachte sie 
nun als abgetan und durch die Ereignisse inzwischen über 
holt, er glaube, die Herren wollen doch nicht nach Rumä 
nien gehen, dann ist das Exposee dein Herrn Walser zu 
rückgegeben worden. An ein solches Exposee kann ich mich 
bestimmt erinnern. Ich möchte nur betonen, die Weiter 
spedition hat nicht beim Sprecher gehapert, sondern dieses 
Exposee lag etliche Tage bei Dr. Thurnher,.der erstmals 
funktioniert hat in diesem Falle. 
Walser: Ich kann mich nicht erinnern, daß ich gesagt 
habe, ich erachte die Ereignisse als abgetan. Herr Dr. 
Lenzlinger wird sicherinnern können, daß aus den Akten 
ersichtlich ist, daß doch dann an dem Tage 2 Briefe abge 
gangen find nach Bukarest. Die Abschriften müssen hier 
liegen, wonach 2 Herren aus Vaduz avisiert sind. 
Dr. Lenzlinger: Die Briefe sind liegen geblieben. Sie 
sagten, die Briefe lassen Sie noch gehen, das kann ich 
bestätigen, das Exposee ist wieder an Walser zurückge 
langt. Das kann ich aber bestätigen, daß Walser es 
wiederholt immer als Manko empfunden hat, daß nicht 
die verloren gegangenen Fäden in Bukarest von der Sa- 
nierungskommisfion rasch aufgegriffen worden seien. Das 
hat er wiederholt betont. 
Walser: Bei der Filmgesellschaft hätte sich etwas ma 
chen lassen. Es waren Maschinen, teure Apparate, ein 
eingerichtetes Laboratorium usw. da. 
Präsident: Es war ja eine Administratur unten. Wol 
len weitere Fragen gestellt werden? Es ist nicht der Fall. 
Damit hätten wir die Zeugenbefragung beendet und 
könnten übergehen zur Verlesung von Akten. 
Dr. Benzer: Herr Thöny, mit Rücksicht daraus, daß 
von einer Vernehmung des Dr. Beck als' Zeugen über 
Ihr Verhalten bei den Beanstandungen durch ihn abge 
sehen wurde und es prozessual nicht möglich ist, seine in 
den Akten liegenden Verhöre in der Eigenschaft als Be 
schuldigter zu verwerten, möchte ich von Ihnen eine zu 
sammenhängende Darstellung darüber erfahren, wann 
und wie oft sie bis zu Ihrer Verhaftung durch Herrn Dr. 
Beck als Ihren unmittelbaren Vorgesetzten befragt wur 
den und welche Antworten Sie ihm gaben. Wann sind Sie 
zum erstenmal befragt worden über Unstimmigkeiten bei 
der Kasse? 
Scheints im April 1927? 
Thöny: Am 29. April 1927. 
Dr. Benzer: Was sind Sie gefragt worden und von 
wem? 
Thöny: Ob die Sparkasse an der Klassenlotterie betei 
ligt sei. 
Dr. Benzer: Dann haben Sie gesagt? 
Thöny: Nein. 
Dr. Benzer: Wann dann wieder? 
Thöny: 14 Tage später hat Stefan Ritter gefragt. ' , 
Dr. Benzer: Wo, vor wem? 
Thöny: Allein. 
Dr. Benzer: Hat er.Sie gefragt von einem Wechsel? 
Dann haben Sie gesagt? 
Thöny: Nein, ich weiß nichts davon. 
Dr. Benzer: Dann ist nichts mehr'gegangen, bis Fe 
bruar 1928? 
Thöny: Nein. 
Dr. Benzer: Vom April 1927 bis 1928 sind Sie nie 
gefragt worden? 
Thöny: Ich kann mich nicht erinnern, ich glaube auch 
nicht, daß etwa sgeschehen ist von irgend einer Seite.. 
Dr. Benzer: Im Februar 1928 haben Dr. Beck und 
Dr. Sprenger gefragt? 
Thöny: Dr. Sprenger hat aber nicht gesprochen von 
Wechseln der Landesbank, sondern von ' Wechseln der 
Bank in Liechtenstein. 
Dr. Benzer: Wo hat Sie Dr. Sprenger befragt? 
Thöny: Dr. Sprenger hat es Beck mitgeteilt. Dr. Beck 
hat es zu mir gesagt. 
Dr. Benzer: Wo und wann? . 
Thöny: Bei mir zu Hause. ' 
Dr. Benzer: Bei Ihnen zu Hause? • 
■ Thöny: Ja. An einem Abend ist er zu mir nach Hapse 
gekommen und hat mich gefragt, er habe von Dr. Spren
	        

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