Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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Stenographischer 
aus dem Kriminalprozeß gegen Zranz Thönp, Niko Seck, /lnton Walser und Rudolf Larbone. 
13. Ausgabe. 
Montag, 2S. Nov. 1929, 
Präsident: Ihr Konto bei der Landesbank werdeir wir 
noch behandeln müssen und das Konto bei der Vnssebank und 
das Konto Schweizer Bankverein, eventuell die Einvernahme 
des Herrn Direktors des Schweizer Bankvereins. Wie sind 
Sie eigentlich angestellt worden? Was hat man Ihnen bei 
der Anstellung'versprochen, welche Entschädigung? 
Beck: Ich hatte mit Thöny abgemacht, daß ich selbstver 
ständlich die Spesen und den Unterhalt für meine Faniilie 
.beziehen könne. Wir haben nicht besondere Summen oder 
irgend etwas abgemacht untereinander. Ich bitte, fragen Sie 
darüber Thöny. 
Präsident: Welcher Beschäftigung lagen Sie sonst ob? 
Beck: Ich habe für mich Holzhandel getrieben. 
Präsident: Haben Sie Lager oder waren Sie Bermittler? 
Beck: Ich habe vermittelt. Mein Bruder hat von der 
Liquidatiüiismasjc von der alten Firma ein Lager für 30 000 
Franken gekauft, 'bei dem wir einen Eigentnmsvorbehalt 
hatten. 
Präsident: In allen diesen Sachen, waren Sie darüber 
ini klaren, daß der Verwaltiingsrnt der Liechtensteinischen 
Landesbank nicht mit gesprochen, hat, nichts getan hat. 
Beck: Jawohl. 
Präsident: Das; ihm alles vorenthalten wurde? 
Beck: Ich war mir klar darüber, das; er nichts davon 
gewusst hat. 
Präsident: DaS Sparkassengesetz haben Sie gekannt? 
Beck: Ich habe das Gesetz gekannt. Das Reglement in 
wesentlichen Punkten, was man wissen mußte, habe ich ge 
kannt. 
Präsident: Müssen Sie bei dieser Sachlage nicht schließ 
lich und endlich zugestehen, daß Sie strafbare Handlungen 
gemacht haben? 
Beck: Nein, nie. 
Präsident: Wieso nicht? 
' Beck: Dazumal, als ich in die Sache der Sparkasse ver- 
wickelt wurde, bezw. von den Sachen Kenntnis hatte, mögen 
Kreditüberschreitungen von einigen hunderttausend Franken 
schon bestanden haben. Daß ich bei der Beschaffung dieser 
flüssigen Mittel, die zur Deckung dieser Kreditüberschreitnn- 
gen, wie ich wußte, notwendig waren, da eine strafbare Hand 
lung begehe durch die Placierung dieser Abschnitte, das 
war mir nie klar, denn ich habe nicht die Absicht gehabt, durch 
diese Placierung von Abschnitten der Bank einen Schaden 
zuzufügen, oder mir einen Nutzen zu schaffen. Ich habe die 
Absicht gehabt, dem Thöny das Geld zur Verfügung zu stel 
len, daß er, bis die rumänische Klassenlotterie in Ordnung 
gehe, die Kosten, die Walser übernommen hatte, decken 
konnte. Das hat natürlich nach meiner damaligen Auffassung 
dem Vermögen der Bank in keiner Weise Einbuße getragen, 
als eben die Zinsen. Die Aussichten und die Verpflichtungen 
des Walser, die Sachen zu decken, die waren da. Und im übri 
gen : die anderen Gelder, die dann durch Carbone herausge 
geben worden sind, wird man durch die ganze Sache sehen, 
daß ich nach den Umstünden, die gegeben waren, überall 
die möglichste Vorsicht gewahrt habe. Ich habe auch in diesen 
Füllen, wo man mir den Vorwurf machen könnte, ich hätte 
vielleicht leichtsinnig Wechsel herausgegeben an Justus usw., 
für diese beiden 300 000 kann ich den Nachweis erbringen, 
daß ich doch schließlich und endlich eine feste schriftliche Ab 
machung getroffen habe, bei der in erster Linie nachgewiesen 
ist, daß die Landesbank die Begünstigte war, und in zweiter 
Linie, daß er schließlich mit dem Geld nichts anfangen konnte, 
was er wollte, sondern daß der Landesbank in erster Linie 
flüssige Mittel aus der Diskontierung zugeflossen wären. 
Präsident: Und in zweiter Linie auch aus dem'Gewinn 
sehr viel billige Mittel, nicht wahr? 
Beck: Ueber die Mittel als solche, ob billig oder nicht, ich 
meine ich habe daraufhin tendiert, der Landesbank so billige 
Mittel als möglich war, zuzuführen. Ich habe beim Nathe- 
Steinförde-Geschüft versucht und die Abmachung getroffen, 
daß der Bank das Geld zinslos zur Verfügung gestanden 
hätte. Ich habe auch bei allen anderen Sachen die gleichen Be 
dingungen gemacht. Effektiv teures Geld habe ich direkt für 
die Landesbank keines aufgenommen. Die Angelegenheit mit 
Carbone ist natürlich ein anderes Geschäft, dort.war man der 
Ansicht, daß das Geschäft an und für sich nicht nur teure Zins. 
sähe aufwiege, sondern eben noch großen Gewinn bringe. 
Präsident: Sie sind vollendet überzeugt, nicht straf 
bar gehandelt zu haben? 
Beck: Ich bin überzeugt, daß ich nicht die Absicht hatte, 
der Landesbank einen Schaden zuzufügen. 
Präsident: Thöny, ich muß jetzt die. Frage an'Sie richten, 
bekennen Sie sich auch nicht schuldig im Sinne der Anklage? 
Thöny: Nein. 
Präsident: Sie haben gesagt. Sie seien sich bewußt, 
daß Sie sich gegen das Sparkassengeseh vergangen haben. 
Thöny: Aber ich habe diese Sachen, wie aus dem ganzen 
Verlaus der Verhandlungen ersichtlich ist, nie gemacht, da 
mit ich einen Vorteil habe, sondern immer gemacht, um zu 
retten und in der Hoffnung, die Bestrebungen Walsers in 
Bukarest würden sich erfüllen und dadurch könne alles in 
Ordnung gebracht werden. 
Präsident: Wir kommen nur zur Befragung 
des Angeklagten Beck durch die Parteivertreter. 
Ich möchte Sie bitten, sich möglichst kurz zu fas 
sen, weil Herr Dr. Ditschner um halb 11 Uhr
	        

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